Im Rathaus Neubrandenburg kehrt die sozialistische Kunst zurück: Die Restauratorin Helma-Konstanze Groll hat mit der Freilegung des zweiteiligen Bildes “Kampf und Sieg der Arbeiterklasse” von Wolfram Schubert begonnen, das 1991 überklebt worden war. Der heute 93-jährige hatte das Werk 1969 zum 20. Jahrestag der DDR für die SED-Bezirksleitung und den Rat des Bezirks geschaffen. Als das Bezirksratsgebäude nach der Wiedervereinigung zum Rathaus wurde, kamen die Maler… Anlässlich der jetzigen Sanierung des Ostmoderne-Baus von 1967 wurde beschlossen, das Wandbild wieder sichtbar zu machen. “Wir können heute viel offensiver mit solcher Kunst umgehen, als gleich nach der Wende”, so Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos).
Wolfram Schubert, der dem Arbeitsbeginn beiwohnte, sagte denn auch, dass er “das heute nicht mehr so malen würde” – schon mit Blick auf die Ereignisse des Prager Frühlings 1968. Der nahe Jüterbog geborene Schubert war von 1965-88 Vorsitzender des Bezirksverbands Bildender Künstler in Neubrandenburg und 1973-77 Leiter des Fachgebiets Malerei an der Kunsthochschule Weißensee. Er galt als einer der einflussreichsten Künstler der DDR. Die Kosten, das 30 Quadratmeter große Werk zu restaurieren, auf dem unter anderem Marx und Lenin abgebildet sind, werden auf etwa 100.000 Euro geschätzt. Wolfram Schubert hat angeboten, bei Bedarf auch selbst das Gerüst zu erklimmen. (db, 9.2.20)
Neubrandenburg, Rathaus, Ausschnitt “Kampf und Sieg der Arbeiterklasse” (Bild: Stadtarchiv Neubrandenburg)