Schwimmbäder und Stadthallen der 1970er zählen deutschlandweit vor allem in kleineren Städten zu den bedrohten Arten. Zu groß, zu klein, zu marode, schadstoffbelastet oder – das übliche Totschlagargument – mit schweren Mängeln beim Brandschutz lauten die Gründe, wieso man sich allzu gerne vom Erbe der Spätmoderne befreit. Eine rühmliche Ausnahme macht Hattersheim am Main: Dort wird nun die seit 2014 (wegen Brandschutzmängeln!) geschlossene Stadthalle saniert. Die Stadt hofft, sie Ende 2020 wieder in Betrieb zu nehmen. Verantwortlich für die Arbeiten zeichnet das Frankfurter Büro HGP Architekten, wo man bereits einige Erfahrungen mit der Renovierung von Baudenkmälern hat. Denn die Tatsache, dass die Halle seit 2013 unter Denkmalschutz steht, hat durchaus ihre Rettung beeinflusst …
Errichtet wurde der markante, durch Walter Gropius’ Idee eines “Totaltheaters” inspirierte Bau 1971/72 nach Plänen des Offenbacher Büros Novotny Mähner Assoziierte, das bis Anfang der 2000er zahlreiche Großbauten realisierte. Unter ihnen sind das Städtische Klinikum Offenbach (1966-74), das Helaba-Hochhaus in Frankfurt (1973-76), das Erich-Ollenhauer-Haus in Bonn (1975) und die Deutsche Botschaft in Kairo (1978/79). Der N+M-Firmensitz in Offenbach (1969/70) wurde kürzlich ebenfalls saniert – denkmalgerecht, denn auch dieses Gebäude steht seit 2015 unter Schutz. (db, 18.7.19)
Titelmotiv: Hattersheim, Stadthalle (Bild: Daniel Bartetzko, 2019)