In den 1920er Jahren zählte die Schocken-Kette mit 21 Standorten zu den großen Warenhauskonzernen Deutschlands. Der Auftritt war hochmodern: Hauptarchitekt der Schocken-Kaufhäuser war zunächst Erich Mendelsohn, der den einheitlichen Auftritt von Schocken prägte. 1928 kam Bernhard Sturtzkopf hinzu, Bauhausschüler und Mitarbeiter von Walter Gropius. Das Kaufhaus im westsächsischen Crimmitschau ist sein Entwurf, eröffnet wurde es nach nur 6 Monaten Bauzeit am 10. November 1928. Nach Verdrängung und Enteignung der jüdischen Eigentümerfamilie Schocken durch die Nationalsozialisten wurde es 1939 Teil der Merkur Aktiengesellschaft, 1945 enteignet und zu DDR-Zeiten als Konsum-Warenhaus weitergeführt. Nach 1990, die Schocken-Erben hatten das Gebäude zurückerhalten, lief es noch bis 1999 als „Zack“-Kaufhaus, seither stand der ziegelsichtige Bau leer und verfiel trotz Denkmalschutz.
Zwischenzeitlich in den Besitz der Kaufhaus Schocken Crimmitschau GbR gewechselt, startete die Wiederbelebung des Hauses im Sommer 2019, als im Erdgeschoss die Werkbund-Ausstellung „Der Bauhausstil – Markenzeichen des Schocken-Warenhauskonzerns“ eröffnet wurde. Gefördert durch das Bundes-Program „Nationale Projekte des Städtebaus“ startete anschließend die Restaurierung und der Umbau zum Wohn- und Geschäftshaus durch das Büro PB Dietrich Architekten Ingenieure aus Oelsnitz (Erzgebirge) – die Mitgesellschafter der neuen GbR haben zuvort bereits das dortige Schocken-Kaufhaus saniert. Nun ist auch das Projekt in Crimmitschau fast vollendet: Anfang Mai 2024 eröffnete die Stadtbibliothek im Erdgeschoss. Das Gebäude in der Badergasse ist einer von drei noch bestehenden Schocken-Neubauten in Sachsen. (db, 13.7.24)
Crimmitschau, Kaufhaus Schocken (Bild: Je-str, CC BY-SA 4.0)