Am schönsten sind im Rückblick oft gerade die Erlebnisse, die uns unverhofft widerfuhren. Ähnlich ist es mit der Fotografie, genauer gesagt: der Alltagsfotografie. Wenn auf den Bildern der 1980er Jahre ungeplant die Lichter des Fahrgeschäfts im Plänterwald verwischen, wenn die Familie sich in Gera 1983 eine Badewanne teilt, werden individuelle Momente zu gemeinsamen Erinnerungen. Dann rücken die scheinbaren Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland plötzlich in den Hintergrund. Genau diesen Effekt erhoffte sich Jesscia Barthel, als sie 2019 “Schwalbenjahre” ins Leben rief.

Jana Prochnow, Gera, 1983 (Bild: privat/Schwalbenjahre)

Das Projekt erhielt seinen Namen zum einen nach dem beliebten Motorroller, zum anderen nach dem Zugvogel. Entsprechend haftet vielen der Bilder eine gute Portion Fernweh an. Inzwischen ist das Mitmach-Projekt der Leipziger Designerin und Fotografin zu einem Instagram-Kanal mit Buch angewachsen. Zum Zuge kommen Bilder der DDR-Zeit, vor allem der 1970er und 1980er Jahre. Damit fügt sich hier das Fotoalbum einer Generation, die mit den Umbrüchen der Wendezeit erwachsen wurde und heute – mal mit Wehmut, mal mit Freude – zurückblickt. (kb, 9.1.21)

Anika, Potsdam, 1970er Jahre (Bild: privat/Schwalbenjahre)

Barthel, Jessica, Schwalbenjahre – Ein Erinnerungsprotrait der DDR, Eigenverlag 2020, 298 Seiten (aktuell nur noch als Mängel/Restexemplar erhältlich über: jenego.barthel@gmail.com).

Cordula und Christine Müller, Thüringen, 1978 (Bild: privat/Schwalbenjahre)

Titelmotiv: Doreen Trittel, Berlin/Plänterwald, 1986 (Bild: privat/Schwalbenjahre)

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