Wuppertal ohne die Schwebebahn, das wäre wie Paris ohne den Eiffelturm. Nicht ohne Grund sind die Bewohner stolz auf den stählernen Zeugen des ungebremsten Fortschrittswillens der vorletzten Jahrhundertwende. 1901 wurde das ungewöhnliche öffentliche Verkehrsmittel in der damaligen Boomregion eröffnet. Es gab der losen Agglomeration von Industriestädten, die erst später zu Wuppertal werden sollte, eine verkehrstechnische Struktur. In fast 120 Betriebsjahren kam es allerdings auch immer wieder zu Unfällen. Der letzte ereignete sich am 18. November vergangenen Jahres, als sich eine durchhängende Stromschiene von der Strecke löste. Bis letzte Woche mussten die Wuppertaler daher den öffentlichen Nahverkehr mit Bodenhaftung bewältigen.
Zur feierlichen Wiederaufnahme des Betriebes gab es für die frühen Schwebebahn-Enthusiasten sogar Frühstück von der Betreibergesellschaft. Von einem anderen gewohnten Anblick müssen sich die Fans allerdings dieses Jahr verabschieden. Die charakteristischen poppig orange-blauen Wagen der „Baureihe 1972“ fuhren im Mai zum letzten Mal in einen Bahnhof ein, bevor sie davonschwebten. Glücklicherweise nicht in die Schrottpresse. Die Wuppertaler Stadtwerke waren sich des ikonischen Wertes bewusst und boten die ausrangierten Waggons zum Verkauf an Liebhaber an. Einer wanderte zu einer metallverarbeitenden Firma ins Sauerland, wo er an einem Gerüst aufgehängt als Showroom für deren Produkte fungieren soll. Umnutzung mal anders! (jm, 10.8.19)
Wuppertal, Schwebebahn (Bild: Hermann Luyken, CCO 1.0)