Wenn ein Großkonzern seinen angestammten Standort verlässt, ist das selten ein gutes Zeichen. Meist will man sich verkleinern (mehr Homeoffice, weniger Präsenz) und ein Stück der eigenen Geschichte abstreifen, oft auf Kosten eines markanten Bauwerks. So auch im Fall von Siemens, das die Aufgabe des Firmensitzes in Neuperlach angekündigt hat. Das Areal werde, wie das Feuilleton gerne wiederholt, Legostadt genannt. Wegen der bunten, ineinander verschachtelten Quader und Kuben. Der Siemens-Forschungs- und Verwaltungszentrum entstand hier von 1975 und 1985 nach Entwürfen der Rotterdamer Architektengemeinschaft van den Broek en Bakema. In einem innovativen Konzept ließ man, zwischen den Baugliedern gut vernetzt, ausreichend Platz für das wachsende Rechenzentrum und für künftigen Raumbedarf der Forschung des Unternehmens.
Auf dem Nordparkplatz des Siemensgeländes sollen neue Wohnungen entstehen, wohl auch in einem neuen Hochhaus. Versprochen wurden soziale Zusatzfunktionen ein Ärzt:inenhaus, drei Kindertagesstätten und Raum für Gastronomie versprochen. In einem Protestschreiben allerdings wandten sich Anwohner:innen bereits 2019 gegen diese Pläne, vor allem gegen das neue Hochhaus. Dabei war die markante, standortprägende Silhouette des Siemens-Gebäudes ein starkes Argument gegen das Vorhaben des Investors. Im Januar 2025 gab die Stadt grünes Licht für die Neubaupläne des Investors, während die Presse die Ernsthaftigkeit des Projekts hinterfragt. Für Siemens soll es an einem anderen Standort weitergehen, wenn auch in verkleinertem Maßstab – ohnehin würden viele der Mitarbeitenden seit Corona das Homeoffice vorziehen. Der Neubau am Südende des Werksviertels läuft unter dem bezeichnenden Namen „Officehome Beat“. (kb, 16.4.25)

München-Neuperlach, Siemens-Hochhaus (Bild: Leandro Silvéro, via google-Maps, 2023)