Kaum etwas klingt deutscher und langweiliger als „Gemeinsame Normdatei (GND)“. Aber verknüpft man den Begriff mit den Themen Beton, Ostmoderne und Formstein, werden Architekturfreund:innen hellhörig. Denn nur, wenn ein national – und möglichst international – einheitliches Vokabular benutzt wird, lässt sich das weltweit gesammelte Wissen zu einem Forschungsgebiet zuverlässig vernetzen. Dafür werden mit einer GND-ID auch Personen und Orten unveränderliche Ziffern zugewiesen. So können Interessierte wirklich zuverlässig recherchieren und ihrerseits neues Wissen beitragen. Dieser Quantensprung steht jetzt, endlich, auch für Betonformsteine an. Denn auf dem Normdatenservice des Fachdienstes arthistoricum.net wurde jetzt, auf Initiative von Antje Kirsch, eine GND-ID für das serielle Betonformsteinsystem angelegt, das zwei Vertreter der Konkreten Kunst – Karl-Heinz Adler (1927–2018) und Friedrich Kracht (1925–2007) – um 1970 entwickelt hatten. Zu dieser Kunstform wurden jüngst mit dem Archivmaterial der Produktionsgenossenschaft Bildender Künstler „Kunst am Bau“ neue Erkenntnisse erschlossen. Das damit betraute, interdisziplinäre Forschungsprojekt drehte sich um die künstlerischen Techniken der Nachkriegszeit bei Auftragsarbeiten, vor allem bei Wandgestaltungen.
Auf dieser Basis wurden alle künstlerischen Arbeiten von Adler und Kracht in einer öffentliche Datenbank im Werkverzeichnis von Friedrich Kracht eingepflegt. Damit ist eine Schnittstelle angelegt, um später noch deutlicher Angaben zur baubezogenen Kunst zur vernetzen. Möglich wurde dieser Schritt durch das Förderprogramm der Wüstenrot Stiftung zur baubezogenen Kunst der DDR. Nicht zu vergessen der entsprechende Wikipedia-Eintrag zum Thema – Und seien wir ehrlich, wo schauen wir alle zuerst? Dieser scheinbar kleine Schritt ist ein Blick in die Zukunft: Wenn alle, oder zumindest sehr viele der forschenden Institutionen ihre Dokumentationen und Inventare entlang der FAIR-Prinzipien nach festen, gemeinsamen Standards anlegen, sparen wir allesamt viel Zeit und Arbeit. Und nur so können weniger bekannte Standorte der Kategorie Kunst am Bau zuverlässig gesichert und erhalten werden. (kb, 22.10.25)

Berlin, Tierpark, Betonformstein-Mauer nach Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht (Bild: Macmaus2, PD, 2012)
