Eigentlich war die Sache ein Experiment: In St. Gallen wagte die Offene Kirche, Teil des Vereins “Wirkraum Kirche”, die Grenzwanderung zwischen liturgischem und städtischem Raum. Das Projekt nahm seinen Anfang 1998 in der neugotischen Kirche St. Leonhard, wechselte dann aber – als hier die Baufälligkeit offensichtlich wurde – in die Böcklinstrasse 2. Hier kam man vor allem mit einem gegenständlichen Graffiti in die Presse, das 2016 auf die Fassade aufgebraucht wurde. Es zeigt das überdimensionale Gesicht einer Brasilianerin, in das wiederum zahlreiche andere Figuren eingeschrieben sind – als Zeichen für die Offenheit der im Gebäude verorteten Arbeit. Damals ließ der Kanton verlauten, dass das Graffiti nach Ablauf der bewilligten zweijährigen Frist entfernt werden muss, weil es «keinerlei Respekt gegenüber dem historischen Gebäude» zeige. Nach einem eingereichten Baugesuch wurde die Bewilligung erteilt, dass das gemalte Gesicht auf der Fassade der Offenen Kirche in St. Gallen bis 2021 bleiben darf. Die Offene Kirche bietet Raum für eine Vielfalt von Veranstaltungen in einem interkonfessionell und interreligiös offenen Rahmen. 2018 verzeichnete die Offene Kirche einen Besucherrekord von fast 11.000 Besucherinnen und Besuchern.

Doch nun steht fest, dass das Gebäude, in dem die Offene Kirche beheimatet ist, abgerissen wird – samt Graffiti. An seiner Stelle sollen Neubauten der Universität (HSG) weichen. Dies steht fest, seit der Sieger des zugehörigen Architekturwettbewerbs feststeht – und dessen Entwurf sieht keinen Erhalt der Offenen Kirche vor. Auch im Fall eines Erhalts des Gebäudes hätte die Offene Kirche hier ausziehen müssen. sei im Gespräch mit der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Centrum wegen einer möglichen Nutzung der Kirche St. Mangen. Spätestens 2025 fahren an der Böcklinstrasse die Bagger auf. (kb, 2.6.21)

St. Gallen, Offene Kirche (Bild: Kecko, CC BY 2.0, 2016, via flickr.com)

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