Seit rund einem Jahr ist St. Hedwig geschlossen, eine “Baustellenbespielung” sorgte für Aufregung, es wird juristisch um das Urheberrecht gerungen – und nun scheinen die tiefgreifenden Arbeiten im Innenraum schon begonnen zu haben. Die Bischofskirche und Basilica minor entstand 1773 als erster katholischer Kirchenneubau Berlins nach der Reformation. Später bemühten sich mehrere Architektengrößen um die Kathedrale – bis 1932 Clemens Holzmeister, bis 1963 Hans Schwippert, bis 1978 Hans Schädel und Hermann Jünemann. Prägend blieb Schwipperts Kapellenkranz mit offenem Zugang zur Unterkirche. 2013/14 wurden zur „Modernisierung“ Sichau & Walter Architekten GmbH und Leo Zogmayer ausgewählt. Demnach ginge Schwipperts „Doppelkirche“ verloren.
Bundesweit regten sich Proteste. Da sich Bezirksamt (dafür) und Landesdenkmalamt (dagegen) nicht einig waren, genehmigte die Oberste Denkmalschutzbehörde die Maßnahme. Schließlich wollten an der Nachkriegsfassung von St. Hedwig beteiligte Künstler/deren Nachfahren mithilfe des Urheberrechts juristisch die Sanierung verhindern. Doch bevor dieser Streit am 15. Oktober vor dem Landesgericht ausgetragen werden kann, sollen – wie Adrian von Buttlar gestern auf “Marlowes,” berichtete – die Abbrucharbeiten im Inneren schon begonnen haben: “illegal, da ohne Abrissgenehmigung und Abstimmung mit der Denkmalpflege”. So wolle das Bistum Fakten schaffen. Vorerst habe das Bezirksamt Mitte einen Baustopp verhängt. Jetzt hoffen die Abrissgegner auf ein Gerichtsurteil zugunsten der Nachkriegsmoderne. (kb, 2.10.19)
Berlin, St. Hedwig, 2005 (Bild: Arnold Paul, CC BY SA 2.5)