Manche Sorgenkinder begleiten wir von moderneREGIONAL lange, so auch beim Studiobau des Bayerischen Rundfunks (BR). Der Bau ist bereits über Monate hinweg bedroht, jetzt steht er frisch unter Denkmalschutz. Schon im Sommer des vergangenen Jahres gratulierte das Denkmalnetz Bayern dem bereits abrissbedrohten Studiobau zu seinem 60. Geburtstag. Im Jahr 1963 eingeweiht, konnten hier bereits ab 1961 erste Musikstücke aufgezeichnet werden. Um möglichst gute Aufnahmen zu gewährleisten, hatten die Architekten Josef Wiedemann, Werner Eichberg und Otto Roth gemeinsam mit Akustikexpert:innen das Haus-im-Haus-Prinzip angewendet: Wände, Böden und Decken der Studioräume wurden von der tragenden Konstruktion entkoppelt, was für eine gute Schalldämpfung sorgt. Erst vor Kurzem kam diese seinerzeit wegweisende Bauweise wieder bei der Hamburger Elbphilharmonie zum Einsatz.
Das innovative Innenleben zeigt nach außen in eine klare Rasterfassade mit Natursteinverkleidung. Auch die innere Organisation diente der Akustik: Büro- und Verwaltungsräume weisen zur Außenseite und schirmen die Studios damit nochmals ab. Um den Bau zu sanieren, schienen erhebliche Kosten notwendig zu sein. Nach ersten Schätzungen auf 220 Millionen Euro, war 2023 von rund 300 Millionen die Rede. Vor diesem Hintergrund entschied der Verwaltungsrat des BR am 17. Juli 2023 gegen den Erhalt. Nach dem Abriss des Bestands sollte für 200 Millionen Euro an anderer Stelle neu gebaut werden. Die Maßnahme stand im Zusammenhang mit einer größeren Neustrukturierung des BR, der weite Teile seine Arbeit nach Freimann verlagern wollte. Gegen diese Pläne regte sich anhaltend Protest, der vor allem mit der langen Geschichte des Studiobaus argumentierte, in dem Größen wie Placido Domingo oder Anna Netrebko ihre Aufnahmen einspielen konnten. Aber auch Details von Technik und Ausstattung – von der geschwungenen Treppe zu den Sitzungssälen über die Studioeinrichtung bis zum „Palisanderfoyer mit Marmorschnecke“ – können sich sehen lassen. Vor diesem Hintergrund meldeten im Sommer 2024 sowohl das Denkmalnetz Bayern als auch die Rote Liste des Verbands für Kunstgeschichte den Bau als bedroht. Ein Symposion bündelte erst im November 2024 das Interesse der Fachwelt. Nun wurde der Studiobau nach gutachterlichen Untersuchungen ganz frisch unter Denkmalschutz gestellt. Damit ist der Erhalt eines Hauses zwar nicht zwingend gesichert, aber es nährt die Hoffnung, dass der Studiobau weitere 60 Jahre wird feiern können, mindestens. (kb, 12.8.23)
München, BR-Studiobau, Palisanderfoyer mit Marmorschnecke, entworfen von Robert Lippl (Bild: privat)