„Wenn man nichts mehr weglassen kann, ist es fertig“, sagte Werner Wirsing einst. Reduktion war eine Maxime des Münchener Architekten und Hochschullehrers. Den ersten großen Auftrag erhielt er noch vor Ende seines Studiums, sein Entwurf eines Studenten- und Lehrlingswohnheims aus zwei Trakten mit Verbindungsgang wurde 1948-51 umgesetzt: die Wohnheimsiedlung Maßmannplatz in der bayerischen Landeshauptstadt. In ihr manifestierte sich auch der soziale, einende Ansatz in Wirsings Werk; hier sollten Arbeiter und Studenten zusammenwohnen. Das Bemühen um Einfachheit im besten Sinne sieht man auch an seinem eigenen Wohnhaus in Forstenried und am Frankenhof Erlangen.
Im München der Nachkriegszeit war er ein Vorreiter des modernen, platz- und materialsparenden sozialen Bauens. Auch als Leiter des Baubüros des Bayerischen Jugendsozialwerks wurde, blieben Wohnheime seine Spezialitäten. Und sogar sein wohl bekanntestes Werk, die zweistöckigen Reihenbungalows für Sportlerinnen im Münchner Olympiadorf 1972, diente seit dem Ende der Spiele als Studentenunterkunft. Als die Minihäuser 2007 zu großen Teilen abgerissen und dem Original nahe kommend neu gebaut wurden, arbeitete Werner Wirsing mit dem ausführenden Büro bogevisch zusammen. Nach Abschluss der Arbeiten zog er sich 2010 aus dem Berufsleben zurück. Am 29. Juli starb Werner Wirsing in München. Der Meister der Vereinfachung wurde 98 Jahre alt. (db, 8.8.17)
München, Olympisches Dorf (Bild: Maximilian Dörrbecker, CC BY SA 2.5)