Wenige gebaute Relikte der NS-Zeit sind schwieriger handzuhaben als die ehemalige Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Dieser Ort ist nicht weniger als die Wiege der Raumfahrt: In dem 1936 eröffneten Technologiezentrum erforschten Wernher von Braun und Walter Dornberger mit ihrem Team die Raketentechnik – die die Mondlandung 1969 erst ermöglichte. Doch die faszinierende wie revolutionäre Technologie sollte einst vorrangig die Herrschaft des Nationalsozialismus festigen. Die in Peenemünde konstruierte “V2” war eine reine Kriegswaffe, und zur Errichtung und Ausbau der Gebäude auf der Ostseeinsel Usedom wurden zahllose Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge herangezogen. Die Fertigung der V2 ab 1943 im KZ Mittelbau-Dora durch Zwangsarbeiter forderte 20.000 Todesopfer.
Beim Tag des offenen Denkmals bietet auch das eröffnete 1991 Historisch-Technische Museum Peenemünde ein besonderes Programm: Unter anderem wird der Restaurator des Museums, Wolfgang Hofmann, aktuelle und geplante Restaurierungsprojekte im Kraftwerk vorstellen und Einblicke in die Restaurierungswerkstatt gewähren. Auch durch die Dauerausstellung und das technische Denkmal Kraftwerk Peenemünde werden Sonderführungen angeboten. Von 11 bis 16 Uhr werden zudem Schüler der Arbeitsgruppe „Regionalgeschichte“ der Heinrich- Heine-Schule Karlshagen die Ergebnisse ihrer Kooperation mit dem Museum präsentieren. (db, 28.8.15)
Ambivalentes Denkmal: das Kraftwerk der Heeresversuchsanstalt Peenemünde (Bild: Peter Wippermann, CC BY-SA 3.0)