Kein Mensch hat das Recht, zu gehorchen. Dieser Hannah Arendt zugeschriebene Satz leuchtet in der Nacht vor dem sogenannten „Mussolini-Relief“ am Finanzamt der Stadt Bozen. Angebracht wurde die Leuchtschrift 2017, sechs Jahre, nachdem das Gebäude, errichtet von 1939 bis 1942 unter Mussolini als Casa Littoria oder auch Haus des Faschismus, saniert worden war. Dies ist nur ein Beispiel für den Umgang der Stadt mit dem architektonischen Erbe des Faschismo Italia, denn Bozen-Bolzano ist wie kaum eine andere italienische Stadt in dieser Epoche geprägt worden. Aufgrund ihrer strategischen Lage an der Grenze sowie der natürlichen Ressourcen der Region wurde die Urbanisierung Bozens zu einem Schlüsselinstrument der „Italianisierung“. Einmal über die Alpen nach Norden liegt die „Hauptstadt der (NS-)Bewegung“. Auch München setzt sich seit Jahrzehnten mit den räumlichen und baulichen Spuren des Nationalsozialismus auseinander und ringt mit ihnen.
Anhand der Beispiele dieser beiden Städte reflektiert das Symposium „München-Bozen. Faschismus, Architektur und Erinnerung“ am 13. und 14. Mai 2025 über die Beziehung zwischen den Nachwirkungen totalitärer Politik, Architektur und Erinnerung. Kurator:innen, Forschende, Künstler:innen, Architekt:innen und Historiker:innen werden sich zentral der Frage widmen, wie Orte der Erinnerung in urbanen Räumen und Museen helfen können, dem Vergessen entgegenzuwirken und die Erinnerung zu aktivieren, um über den fortschreitenden Aufstieg von Intoleranz und totalitärer Politik zu reflektieren. Das Symposium wird aus zwei Podiumsdiskussionen, Vorträgen und studentischen Beiträgen bestehen, die in Form eines runden Tischs abgehalten werden, um das Publikum zur Teilnahme anzuregen. Die Tagung wird organisiert vom Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis, TUM School of Engineering and Design und dem Architekturmuseum der TUM, Prof. Dr. Andres Lepik, Dr. Andjelka Badnjar, Stefan Pielmeier. Um Anmeldung wird gebeten: anmeldung@architekturmuseum.de (pk, 28.4.25)

Bozen, Casa Littoria (heute Finanzamt) mit 2017 angebrachtem Zitat von Hannah Ahrendt vor dem „Mussolini-Relief“ (Bildhauer: Hans Piffrader, montiert 1942-1957), Architekten: Guido Pelizzari, Francesco Rossi und Luis Plattner, 1939-1942 (Bild: Bartleby08, CC BY-SA 4.0, 2018)