Bislang war Belgien bei uns abgespeichert für gutes Bier und noch bessere Comics. Nun kommen schöne Häuser hinzu. Ähnlich wie Turit Fröbe seit einigen Jahren erfolgreich deutsche “Bausünden” aufs digitale Korn nimmt, widmet sich der 33-jährige belgischer Blogger und Freizeitfotograf Hannes Coudenys seit 2011 den architektonischen Absurditäten seines Heimatlands.
Selbst in seinem eigenen, vielfach umgebauten Haus aus den 1960ern entdeckt Coudenys jene kleinen ästhetischen Inkonsequenzen, die für ihn Alltagsarchitektur erst spannend machen. Nach einem fulminanten Start stellten sich für seinen Blog juristische Probleme ein, weil sich einzelne Haubesitzer angeprangert fühlten. Coudenys zog zunächst entnervt den Stecker, hatte aber inzwischen so viel mediale Aufmerksamkeit erregt, dass er sein Projekt wieder aufnahm. Heute können Eigentümer das Foto Ihres Hauses auf Wunsch durch ein rotes Kreuz ersetzen lassen – wovon rund 10 % der “Betroffenen” Gebrauch machen. Sein Motiv habe sich, so Coudenys, von anfänglichem Schaudern über ästhetische Wut mit Sendungsbewusstsein hin zu seinem von Ironie geprägten Umgang weiterentwickelt. Unter “uglybelgianhouses” sind seine Fundstücke aktuell in mehreren Formaten zu besichtigen: via Facebook, auf instagram oder tumblr. Und wer es analog mag, kann die belgischen Schönheiten auch als Buch oder Sonderdruck erwerben. (kb, 22.3.16)