Wenn ein Architekturhistoriker über ein Gebäude schreibt, es gehöre “nicht nur zu den Beispielen für die durch und durch unsensible Architektur der Siebzigerjahre sondern zu den unattraktivsten Gebäuden Heilbronns wenn nicht des ganzen Landes”, horcht der geneigte Gebäudeliebhaber auf. Nicht selten handelt es sich um Zeitzeugen, über die ein spätes geschmackliches Urteil – hier über ein ganzes Jahrzehnt – gefällt wurde. Die Einschätzung von Joachim J. Hennze von 2005 gilt dem Heilbronner Wollhauszentrum, das 1973-75 nach Plänen der Phillip Holzmann AG errichtet wurde: ein Musterbeispiel des Brutalismus, obwohl der Baukörper aus einem wuchtigen Einkaufszentrum samt aufgesetzten Hochhaus eigentlich mit grauen Natursteinplatten verkleidet war.

Gut 20 Jahre florierte das Einkaufszentrum, seit Mitte der 1990er hält der Niedergang der sanierungsbedürftigen Immobilie an. Und nachdem 2013 bereits der Abbruch verkündet wurde, steht das Wollhauszentrum nach verworrenen Eigentümer bzw. Anteilseignerwechseln noch immer. Der Architekt Felix Krummlauf hat 2018 ein Konzept zum Umbau vorgelegt, das nun wieder in die Diskussion gekommen ist: Krummlauf hat es jüngst bei einer Veranstaltung mit anschließender Diskussionsrunde der Heilbronner Stadtparteien noch einmal vorgestellt. Dort war vom Abriss kaum noch die Rede. Manchmal kann zeitweiliger Stillstand ein Gebäude retten – mal sehen, ob sich in Heilbronn der Wind tatsächlich dreht. (db, 5.10.19)

Heilbronn, Wollhauszentrum (Bild: Peter Schmelzle, CC BY SA 3.0)

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