Beim Stichwort “Bauhausdirektor” denken die meisten Architekturfreunde wohl zunächst an Walter Gropius oder Mies van der Rohe. Hannes Meyer, der das Amt von 1928 bis 1930 inne hatte, wird ihnen dagegen nicht sofort einfallen – und das liegt sicher nicht nur in seinem Allerweltsnamen begründet. Lange marginalisierte auch die Forschung die Amtsperiode des Architekten. Die Ausstellung “Das Prinzip coop” im Bauhaus Dessau versuchte dies im vergangenen Jahr zu ändern.
Nun soll der historische Beitrag Meyers zum Bauhaus dauerhaft gewürdigt werden. Die Kultusministerkonferenz reichte jüngst einen Antrag bei der UNESCO ein, das bestehende Welterbe “Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau” um Projekte von Meyer zu erweitern. Die Entscheidung soll 2017 fallen. Konkret geht es um die Laubenganghäuser in Dessau-Törten sowie die die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau. Meyer versuchte während seiner Zeit am Bauhaus, die Institution zu politisieren und pochte auf die soziale Verpflichtung der Architektur. Seine Parole: “Volksbedarf statt Luxusbedarf”. Mit seiner linken Positionierung polarisiert Meyer und zog insbesondere den Hass der erstarkenden Nationalsozialisten auf sich. 1930 führte politischer Druck zu seiner fristlosen Entlassung, woraufhin Meyer ins sowjetische Exil ging. (jr, 17.2.2016)