Mitten im verschärften Lockdown bieten gleich zwei Neuerscheinungen die willkommene Gelegenheit zu Kopfreisen. Mit dem schönen Begriff “Erholungswesen” fasste die DDR den institutionalisierten Urlaub. Jedem Werktätigen standen garantiert freie Tage zu, die staatlicherseits organisiert und in bauliche Formen gebracht werden wollten. Bereits vor der Staatsgründung der DDR hatte sich der FDGB 1947 dieser Aufgabe verschrieben. Von Binz bis Oberwiesenthal, von Hiddensee bis Oberhof wurde in großformatige Infrastrukturen investiert. Die Architekturhistorikerin Daniela Spiegel widmet sich in ihrer aktuell bei Wasmuth erschienen Publikation “Urlaubs(t)räume des Sozialismus” eben jenem Thema.
In der zweiten Neuerscheinung im Kettler-Verlag porträtieren die Fotografen Olaf Unverzart und Sebastian Schels – ergänzt um ein Essay des Architekturhistorikers Dietrich Erben – 33 Ski-Orte in den französischen und italienischen Westalpen, die dafür eigens mit der Plattenkamera dokumentiert wurden. Entstanden sind dabei Aufnahmen der touristischen Bauwerke vor allem der 1960er und 1970er Jahre. Da die Fotografien – titelgerecht – im Sommer entstanden, legen sie den Blick frei auf die kleinen und großen Ferien-Utopien jener Zeit. (kb, 14.12.20)
Freyung, Gesa-Kurhotel (Bild: historische Postkarte)