Die Geschichte der sowjetischen Avantgarde ist eine Geschichte des kulturellen Austauschs. Die Protagonisten des Konstruktivismus setzten sich mit den Ideen des Bauhaus ebenso auseinander, wie sich westeuropäische Architekten von den neuartigen Bauten ihrer sowjetischen Kollegen beeindruckt zeigten. Diese transnationalen Verflechtungen hat die Forschung in den letzten Jahren vermehrt in den Blick genommen. Der Paradigmenwechsel hin zu sozialistischem Klassizismus und stalinistischen Städtebau galt dagegen bislang als genuin sowjetisches Phänomen. Der Band “Von Adenauer zu Stalin” bricht mit dieser Ansicht und untersucht westeuropäische Beiträge zum stalinistischen Städtebau.
Das Buch fokussiert mit dem Architekten Kurt Meyer und de Kunsthistoriker Albert Erich Brinckmann zwei wesentliche Protagonisten des deutschen Erfahrungstransfers in die UdSSR. Meyer zog 1930 als überzeugter Kommunist in die Sowjetunion, nach dem er sich unter Oberbürgermeister Konrad Adenauer als Kölner Stadtarchitekt einen Namen gemacht hatte. An seiner neuen Wirkstätte arbeitete er am 1935 beschlossenen radial-konzentrischen Moskauer Generalbebauungsplan, der zum Sinnbild stalinistischer Stadtplanung werden sollte. Brinckmann gelangte als Verfasser des 1935 in russischer Übersetzung erschienen Werks “Platz und Monument” zu Bekanntheit in russischen Architektenkreisen. Die Herausgeber, Harald Bodenschatz und Thomas Flierl, stellen das Buch am 8. September um 19 Uhr im Bücherbogen am Berliner Savignyplatz vor. (jr, 5.9.16)