Kennen Sie Richard Herre? In einer gerechten Welt wäre er sehr bekannt, doch es geht ja nicht gerecht zu, und er ist nur noch in Fachkreisen ein Begriff. Dabei war der Großvater des Musikers Max Herre Teil jenes Kollektivs von Stadtplanern, Designern und Architekten, die die Stuttgarter Weißenhofsiedlung 1927 mitgestaltet hatten. Doch nur wer baut, dessen Nachruhm hat Bestand. Der 1959 verstorbene Stuttgarter war aber in erster Linie Möbeldesigner, Typograph und Theoretiker: Einige der Schriften Le Corbusiers übersetzte er ins Deutsche. Sein wichtigstes Zeugnis, die Innengestaltung des von Max Taut entworfenen Haus 24 der Weißenhofsiedlung, existiert heute nicht mehr.
Das Multitalent Richard Herre wieder ins allgemeine Bewusstsein zu rücken, hat sich nun die Ausstellung Richard Herre 1885-1959 im StadtPalais Stuttgart vorgenommen (bis 1.3.20). Zugleich wird ein Stück Familiengeschichte dokumentiert: Im Vorfeld der Schau hat sich sein Sohn Frank Herre, selbst Architekt, zusammen mit Max Herre auf die Suche begeben, was vom interdisziplinären Werk des Wegbereiters des Neuen Bauen im Südwesten übrig geblieben ist. Kuratorin der Ausstellung ist Dr. Edith Neumann, stellvertretende Direktorin des StadtPalais. Das Frankfurter Designbüro e15 hat übrigens einige Entwürfe Richard Herres ins Lieferprogramm aufgenommen – ein Comeback nach über 50 Jahren. Vielleicht ein Tipp für Weihnachten? (db, 9.12.19)
Stuhl Stuttgart von Richard Herre (Bild: e15, Frankfurt/Main)