Noch hat die Denkmalpflege damit zu kämpfen, für junge Baudenkmale aus den 1970er oder gar 1980er Jahren zu werben. Leider lassen die immer schnelleren Zyklen von Neubau und Abriss immer seltener die Zeit, um sich ein distanzierteres Urteil zu bilden. Doch in Werne geht es aktuell um einen Bau, der gerade mal die Volljährigkeit hinter sich hat: 1999 wurde der Sakristeianbau für die gotische Hallenkirche St. Christophorus eingeweiht. Kein Geringerer als der Architekt Stephan Böhm (Sohn von Gottfried, Enkel von Dominikus Böhm) lieferte die Pläne.
Programmatisch setzt sich die Sakristei-Konstruktion vom Kirchenbau ab: V-förmig zusammenlaufende Doppelstützen formen ein Gebilde, das mit metallischem Hammerschlag-Lack an eine Mondlandefähre erinnert. Der Bau birgt auf mehreren Ebenen die Ankleidezonen und Paramentenschränke – über einen gläsernen Gang verbunden mit der Kirche, die ebenfalls Ende der 1990er Jahre prägende Ausstattungsstücke erhielt. Nach außen zeigt das Böhm’sche Baukunstwerk schon starke Patina – und in der Gemeinde mehren sich die Stimmen, den “Altbau” lieber zu ersetzen. Ein Antrag auf Unterschutzstellung wurde von der Denkmalfachbehörde mit der Begründung abgewiesen, dass man aktuell nur Objekte bis zum Baujahr 1990 bewerten könne. (kb, 3.12.18)

Titelbild: Werne, St. Christophorus, Sakristei (Bild: Uli Borgert, 2018)