Die Frankfurter Zeil zählt noch immer zu den umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands. Kaum verwunderlich, dass hier der architektonische Veränderungsdruck extrem ist: Die wenigsten Gebäude stehen länger als 50 Jahre (die spektakuläre Zeilgalerie gerade mal 28). Prägnante Nachkriegsbauten wie das Modehaus Ammerschläger, das geschichtsträchtige Kaufhaus M.Schneider oder das Bekleidungsgeschäft Ott und Heinemann fielen in den 1990ern/2000ern. Umso erfreulicher, wenn zwischen den immer banaler daherkommenden Konsumneubauten Reste der goldenen Ära des Einzelhandels erhalten blieben. Hierzu zählte bislang auch das einstige “Tack”-Schuhgeschäft Zeil 86. Zuletzt beherbergte es einen Mobilfunkanbieter, doch auch der beließ die stylishe Edelstahl-Rasterfassade, die dem Bau Ende der 1960er vorgehängt wurde. Damit ist es vorbei: Das Haus wird abgerissen, die denkmalwerte Fassade landete im Schrottcontainer. Wie sie aussah, sehen Sie hier.
Tatsächlich war die Zeil 86 eines der ältesten Gebäude der Shopping-Meile: Laut Bauantrag wurde es 1948/49 errichtet, vermutlich unter Einbeziehung einer Kriegsruine. Auch, wenn hier keine Perle verschwindet, fallen hier die Kindheitserinnerungen mehr als einer Generation Frankfurter in Schutt und Asche: Wer in jungen Jahren über die Schaufensterfronten hinaus in die Höhe geblickt hat, dem prägte sich das Space-Design überm Tack-Geschäft fest ein. Umso bedauerlicher, dass dieses Zierelement auf den Müll geflogen ist – es hätte sich auch an einem Neubau gut gemacht … (db, 18.4.19)
Frankfurt, Zeil 86 April 2019 (Bild: Daniel Bartetzko)