Die Wiener Initiative „Bauten in Not“ setzt sich aktuell mit einer Petition für die „respektvolle Erhaltung“ und „adäquate Nutzung“ der Helmut-Richter-Schule im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing ein. Der zwischen 1992 und 1994 errichtete Bau für die damalige Informatik-Mittelschule steht seit 2017 leer – im vergangenen Jahr entschied die Stadt Wien zudem, dass das Gebäude nicht mehr als Schule genutzt werden soll. Die Mittelschule gilt als Hauptwerk des österreichischen Architekten Helmut Richter.

Wien, Mittelschule Klinkplatz (Bild: Ralf Liptau, 2020)

Wien, Mittelschule Kinkplatz (Bild: Ralf Liptau, 2020)

Zwischen Graz und Venedig

Der 1941 in Graz geborene Baumeister und Hochschullehrer Helmut Richter hatte sein Handwerk in Graz und Los Angeles gelernt, bevor er 1971 eine Professur in Paris annahm, um 1977 schließlich in Wien sein eigenes Büro zu eröffnen. An der dortigen TU lehrte er zudem von 1991 bis 2007. Richter verstarb 2014 in seiner Wahlheimatstadt im Alter von 73 Jahren. Zu seinem renommierten Werk gehören der Prototyp eines Fernsehsessels (1968) ebenso wie die Wiener Restaurants Klang I und II (1985/97) sowie Ausstellungsarchitektur für die Biennale in Venedig (1993).

Wien, Mittelschule Klinkplatz (Bild: Manfred Seidl (Büro Richter), CC BY SA 3.0)

Wien, Mittelschule Kinkplatz (Bild: Manfred Seidl (Büro Richter), CC BY SA 3.0)

Die gläserne Schule

Der gläserne Schulkomplex in Wien wird von der Initiative als herausragendes High-Tech-Gebäude gelobt, das es zu erhalten gelte. Auch wenn sich trefflich darüber streiten ließe, worin hier genau die „High Tech“ besteht, steht dennoch fest: Der Glas-Stahl-Bau, der Anfang der 1990er-Jahre im Rahmen des Wiener „Schulbauprogramms 2000“ entstanden ist, sticht heraus. In Richtung Südwesten lehnen sich die zwei enormen Glaskeile an den Hang, die sowohl die zentrale Eingangshalle beinhalten als auch die Turnhalle. In kammartiger Struktur schließen nach Norden die Klassentrakte an.

Wien, Mittelschule Klinkplatz (Bild: Ralf Liptau, 2020)

Wien, Mittelschule Kinkplatz (Bild: Ralf Liptau, 2020)

Abstimmen!

Manko der für die 1990er Jahre futuristischen Architektur: Gerade die Hallenbauten neigten zur Überhitzung, nachdem die für die Dachflächen ursprünglich vorgesehenen Photovoltaikanlagen eingespart worden waren. Zudem kam es wiederholt zu Undichtigkeiten und damit verbunden zu Rost- und Schimmelbildung. Naja, und angeblich habe sich die ein oder andere Lehrkraft zuweilen auch mehr Gemütlichkeit gewünscht. Man darf also gespannt sein, wie es am Ende weitergeht am Wiener Kinkplatz – und ob die aktuelle Stadtplanung mit einer Neukonzeption an den experimentellen Mut der frühen 1990er wird anschließen können. Richter-Liebhaber können weiterhin via Online-Petition – wie bereits mehr als 1.000 Menschen vor ihnen – für den Erhalt der Mittelschule Kinkplatz stimmen. (rl, 6.6.20)

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