SOS Brutalismus, die von einer Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) Frankfurt angestoßene Bewegung trägt Früchte: Eine Mainzer Studentin engagiert sich aktuell mit einem offenen Brief an die Stadt Wiesbaden für den Erhalt der Helios-Dr.-Horst-Schmidt Kliniken (HSK) im benachbarten Wiesbaden. Denn es ist Gefahr in Verzug: Der Abriss des 1982 fertiggestellten (Kinder-)Klinik-Komplexes sei schon zu Zeiten der städtischen Trägerschaft besiegelt gewesen – und nun unumkehrbar, erklärte die Pressesprecherin der HSK gegenüber der Presse (Wetzlarer Neue Zeitung).
“Der Gebäudekomplex ist ein bedeutendes und in Wiesbaden als Stadt des Historismus einzigartiges Ensemble der Nachkriegsmoderne”, argumentiert demgegenüber der offene Brief. Unter den prominenten Unterzeichnern finden sich u. a. Oliver Elser vom DAM und Matthias Müller vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege. Denn, so die Unterstützer, Wiesbaden ginge ein einzigartiges Zeugnis des futuristischen „Pop-Brutalismus“ der 1970er/1980er Jahre verloren. Aufgeständert, mit abgerundeten Kanten und Bullaugenfenstern, könnte ein Trakt des Krankenhauses äußerlich genauso gut aus einem Science-Fiction-Streifen stammen. In Berlin wurden aus dieser Architektur-Spielart unlängst U-Bahnhöfe und das ICC unter Denkmalschutz gestellt. Am Rhein hingegen scheint der Blick für Erhaltenswertes noch von der „glorreichen“ Kaiserzeit geprägt zu sein. (jm, 31.10.19)
Wiesbaden, Helios-Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken (Bilder: Institut für Kunstgeschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, via SOSBrutalism)