Im bayerischen Friedberg wurde gerade ein kaum 39-jähriges Bauwerk zum Kulturdenkmal erhoben: die Kirche St. Radegundis. Das katholische Kirchenzentrum wurde 1980 nach den Entwürfen des Architekten Josef Wiedemann (1910-2001) fertiggestellt. Wiedemann hatte in München u. a. bei Hans Dölgast studiert und sich dem Stil der Stuttgarter Schule angenähert. In der Zeit des Nationalsozialismus wirkte er u. a. an den Bauprojekten am Obersazlberg mit. Nach 1945 orientierte er sich neu: Neben prominenten profanen Projekten wie der Münchener Allianz-Generaldirektion (1954) profilierte er sich vor allem im kathlischen Kirchenbau – mit Bauten wie der Kirche Zu den Heiligen Engeln in Landsberg (1967) oder der Todesangst-Christi-Kapelle auf der KZ-Gedenkstätte Dachau (1961).
In Wulfertshausen verband Wiedemann die Klarheit skandinavischer Vorbilder mit dem nachkonziliaren Gemeinschaftsgedanken zu einem neuen, modernen Ortsmittelpunkt. Die Denkmalausweisug des Landes für St. Radegundins wurde von der Kommune in einem Punkt ergänzt: Die ehemalige Messnerwohnung sei bereits vor der Unterschutzstellung zur Kinderkrippe umgebaut worden – man gehe davon aus, dass ähnliche Maßnahmen weiter möglich seien. Bei jüngeren Denkmale, so der Baureferent Carlo Haupt gegenüber der Presse, gehe es ja “mehr um die Optik, weniger um das Material”. Es klingt, als hätte man noch Pläne für das frischgebackene Kulturdenkmal … (kb, 9.2.19)
Friedberg-Wulfertshausen, St. Radegundis (Bild: Hubi1802, via mapio.com)