Sie sind Fan von Postmoderne und Jugendstil? Dann könnte Sie das „Neue Kurhaus Bad Wildungen“ begeistern. Der 1987 eingeweihte Bau eint diese Stilrichtungen so hinreißend wie bizarr. Leider steht das Gebäude aufgrund Bauschäden seit Jahren leer und verfällt. Nach einem Brand 2020 wurden zudem zwei ältere Bauten auf dem Areal Anfang dieses Jahres abgerissen. Nun scheint auch der Abriss des Hauptbaus besiegelt: Ein kaufbereiter, sanierungswilliger Investor hatte mit Fachfirmen und möglichen Bauträgern gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Realisierungschance seines Projektes geprüft: Ein Erhalt habe sich als illusorisch erwiesen, sagte der Bad Wildunger Unternehmer Matthias Flemming. Zu alt, zu überholt seien sämtliche technischen Anlagen. Es wäre sogar um Millionen Euro günstiger, das Gebäude abzureißen und exakt so wieder aufzubauen, wie es war, heißt es in der Zeitung HNA. Der Finanzausschuss erhielt den Bescheid Anfang September. Nach Flemmings Rückzug sind noch zwei Kaufinteressenten übrig, doch einer ist aufgrund vager Angaben zu Referenzen und finanziellen Möglichkeiten eigentlich schon ausgeschieden. Nach Auffassung des Ausschusses bleibt nur ein Interessent übrig; ein Berliner Unternehmen, das seit 30 Jahren auf dem Markt agiere. Ein Wirtschaftsprüfer habe bestätigt, dass es in der Lage sei, das geplante Projekt, ein Seniorenwohnheim und eine Bildungsakademie, auf dem Gelände zu realisieren. Das bedeutet für die Bestandsbauten den Abriss.

Viele Fragen dazu sind aber offen, etwa zur Architektur oder dazu, ob weitere Angebote für die jüngeren Generationen integriert werden können, wie einige Stimmen im Ausschuss verlangten. Darum verabschiedete man keine Empfehlung an die Stadtverordneten für einen Beschluss. Am 10. Oktober steht der Punkt „Neues Kurhaus“ dann wieder einmal auf der Tagesordnung. Bis dahin haben die Fraktionen Zeit zur internen Beratung. Die Optionen wären Zuschlag für das Berliner Unternehmen oder eine Neuausschreibung der Immobilie. Um das Neue Kurhaus wird seit einer gefühlten Ewigkeit gerungen: Errichtet wurde es durch die Hessischen Staatsbäder. 2002 ging es in den Besitz der Stadt über, und seitdem wurde der Betrieb des Veranstaltungsgebäudes sukzessive zurückgefahren. 2021 wurde die Stromversorgung gekappt. Der Förderverein Kurhaus Bad Wildungen hat dennoch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass eventuell weiterhin ein Erhalt möglich ist. Die Gemengelage ist schwierig. Und die jüngsten Gutachten lassen nichts Gutes hoffen. (db, 19.9.22)

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