Der Schweizer Hans Demarmels (1931-2010) war nicht nur Architekt, sondern Baumeister: Während seiner Ausbildung zum Bauzeichner erlernte er das Maurer- und Zimmererhandwerk. Mit 18 nahm er an einem Architekturwettbewerb für ein neues Sportstadion in Zürich/Schweiz teil, mit Anfang 20 zog er in die libanesische Hauptstadt Beirut. Dort erhielt er erste Aufträge für Interieurs, Nachtclubs und Hotels; sein erstes großes Bauprojekt war eine Schule in Aanjar, sechzig Kilometer von Beirut entfernt. Im Libanon entwickelte Dermarmels ein System aus Betonelementen beim Bau von Wohngebäuden. Diese Bauweise wurde erstmals zwischen 1956 und 1958 beim Bau von fünfzig modernen Villen für die Mitarbeiter der Iraq Petroleum Company in Kirkuk angewendet. Im Sommer desselben Jahres fand im Irak ein Staatsstreich statt, Hans Dermarmels floh vor den Unruhen zurück in die Schweiz. 1963-65 baute er sein eigenes Haus in Zürich, flankiert von zwei weiteren in einen Hang eingepassten Gebäuden. Heute steht die brutalistische Gruppe unter Denkmalschutz. Der Architekt, der auch Möbel entwarf, unterhielt zu Lebzeiten nie ein großes Büro und legte keinen Wert auf Status, wollte nicht einmal eine Visitenkarte haben. In den 1970er Jahren arbeitete er in einer Architektengruppe, später in einem gemeinsamen Büro.

1965 entstand ein lange Zeit fast vergessenes Werk von Demarmels: das Maison Cazenave im Ort Orthez-Lanneplaà im Südwesten Frankreichs. Ein Schuhfabrikant ließ sich das moderne Wohnhaus errichten. Anfang der 2000er Jahre verkaufte die Familie das Gebäude, die nächsten Eigentümer bauten es stark um. Als es vor einiger Zeit wieder auf den Markt kam, fiel es dem Schweizer Architekturenthusiasten Jörn Wagenbach auf, der es schließlich kaufte. Die neuen Besitzer lebten zunächst ein ganzes Jahr in dem leeren Haus, bevor sie mit der Renovierung starteten, die zu einer akribischen Spurensuche und schließlich zur Rekonstruktion des Originalzustands erwuchs. Sie traten mit Hans Demarmels Jun., dem Sohn des Architekten, in Kontakt, der das Achiv seines Vaters zur Verfügung stellte. Hier tauchten Skizzen und fast alle Originalpläne auf. Mittlerweile ist das Maison Cazenave fast fertig: Es gibt eine Website, und seit Anfang Mai ist es auch auf der Online-Plattfom www.iconichouses.org zu finden. Hier befindet es sich neben Bauten von Frank Lloyd Wright, Le Corbusier (ein Vorbild Demarmels) und Alvar Aalto in bester Gesellschaft. Und wer vielleicht dieses Jahr einen Südfrankreich-Urlaub plant, kann Kontakt zu den Besitzern aufnehmen: Das Maison Cazenave ist ab dem 7. August 2022 jeden ersten Sonntag im Monat von 11.00 bis 18.00 Uhr für Besucher geöffnet. Da nur eine begrenzte Anzahl Gäste empfangen werden kann, wird um vorherige Anmeldung per E-Mail gebeten. (db, 16.5.22)

Maison Cazenave, Plan von Hans Demarmels (Bild: www.maisoncazenave.com)

Titelbild: Orthez, Maison Cazenave (Bild: www.maisoncazenave.com)

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