Mit der Sühnekirche in Bergen verbinden sich viele Bilder und Deutungen. Der zum Portalturm hin spitz zulaufende Grundriss erinnere an einen Kelch, so eine der Optionen. Schon der Standort, die Nähe zum ehemaligen Konzentrationslage Bergen-Belsen, gab der Gemeinde ein schweres Thema vor. Mit dem Patrozinium, Sühnekirche vom Kostbaren Blut, wurde dieser Auftrag angenommen und in der Ausstattung aufgegriffen: Im Scheitelpunkt des Grundrisses, über dem Altar, erinnert eine Ecce-Homo-Figur des Künstlers Josef Krautwald an das Leiden in Gefangenschaft (und dessen mögliche Überwindung). Auch die Motive der Glasgestaltung und die “Sargform” des Altars werden in diesem übertragenen Sinn interpretiert. Nicht zuletzt öffnet sich der Bau zu der Bahnstrecke, auf der viele Gefangene ins Lager transportiert wurden. Viele weitere Details binden den Bau zu einer “Mahn- und Gebetskirche” für die Opfer der NS-Zeit zusammen.

Doch das Schicksal der Kirche und ihrer Nebengebäude scheint nun endgültig besiegelt. Ende Mai legte ein Rundschreiben des Kirchenvorstands fest, dass das Ensemble abgerissen werden soll. Als Grund wird – neben den sinkenden Gottesdienstbesucher:innenzahlen und einer zweiten renovierungsbedüftigen Kirche in der Gemeinde – vor allem der bauliche Zustand genannt, der eine Sanierung in der Höhe von 1,5 Millionen Euro nötig machen würde. Eine Anfrage an das Bistum, den Bau zu sanieren, hatte zu einer Abschätzung der Kosten geführt. Auch künftig solle das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit in der Gemeinde wachgehalten werden. Man plane nach dem Abriss eine Neubebauung für Wohnzwecke, darunter auch Räume für die pastorale und karitative Arbeit. Hier könnten künftig auch die polnischen und aramäischen Christ:innen ihre Gottesdienste abhalten. (kb, 12.6.22)

Bergen, Sühnekirche (Bild: Kirchefan, CC0 1.0, 2012)

Bergen, Sühnekirche (Bilder: oben: historische Postkarte; unten: Kirchenfan, CC0 1.0, 2012)

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