Inzwischen ist es selbstverständlich geworden, dass sich auch die seriöse Architekturgeschichte etwa zu Le Corbusier und seinem Verhältnis zu den Frauen äußert – das Privatleben gehört längst mit zum Deutungsgeschehen rund um die Baukunst. Doch bei der Homosexualität herrscht noch das alte Tabu aus den Zeiten, als die entsprechenden Strafgesetze viele zum Versteckspiel zwangen. Diese “Außenseiter der Vergangenheit” aufzuspüren, haben sich die beiden Buchautoren der bei Wasmuth erschienenen Publikation “Schwule Architekten” vorgenommen. Wolfgang Voigt, bis 2015 stellvertretender Direktor am Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main, und der Architekturhistoriker Uwe Bresan mussten dafür historische Quellen queer lesen und hinter die defensiven Strategien der Lebensführung ihrer Protagonisten blicken.
Ihr Band versammelt 41 Porträts aus den letzten rund 300 Jahren, aus Nordamerika, Europa und Palästina, aus Barock und Moderne. Neben den Lebensläufen und Bauwerken kommen so auch oft auch die privaten, klug konzipierten Refugien der Architekten selbst im Blick, mit denen sie ihr Privatleben schützten. Die Publikation “Schwule Architekten. Verborgene Räume, verschwiegene Biografien” wird am 15. Juni 2022 um 18.15 Uhr im Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaften im Georg-Forster-Gebäude der Johannes Gutenberg-Universität (Jakob-Welder-Weg 12, 55128 Mainz, Hörsaal 02.251, 2. Stock) der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. (kb, 11.6.22)