Ludwigshafen, schematische Darstellung der Binnenverkehrsströme über den Rhein hinweg, 1957 (Bildquelle: Feuchtinger 1957, S. 25, Grafik: Max-Erich Feuchtinger)

AKTUELL: 14. April 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr: Ein Blick nach Europa

Hintergrundmotiv: Ludwigshafen, schematische Darstellung der Binnenverkehrsströme über den Rhein hinweg, 1957 (Bildquelle: Feuchtinger 1957, S. 25, Grafik: Max-Erich Feuchtinger)



Die Moderne revolutionierte die Stadt (nicht nur) in Europa – und sie prägt uns bis heute. Besonders der Siedlungsbau setzte in beiden Teilen Deutschlands ab den 1960er Jahren neue Maßstäbe. Als sich der Wohnraummangel in der Nachkriegszeit verschärfte, entstanden neue städtebauliche Raumbilder und funktionale Ordnungen, Formensprachen und Bautechnologien. Diese Großwohnsiedlungen riefen widersprüchliche Reaktionen hervor, von Euphorie bis zu Ablehnung. Angesichts der aktuellen Veränderungen in Stadtraum und Gesellschaft ist es nun an der Zeit, die historischen Grundlagen dieses Erbes zu erforschen und die modernen Großwohnsiedlungen als Ressource weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Fachgruppe Städtebauliche Denkmalpflege in ihrer virtuellen Veranstaltungsreihe “MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel” mit den Großwohnsiedlungen der 1960er bis 1980er Jahre – und hier auf der Seite wird fortlaufend zum Thema berichtet.

Virtuelle Vortragsreihe 2021/22


16. September 2021, 16.00 bis 18.00 Uhr:
‘Der’ Städtebau deutscher Großwohnsiedlungen

Die digitale Veranstaltungsreihe „MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel“ – in Medienpartnerscbaft mit moderneREGIONAL – beginnt am 16. September von 16 bis 18 Uhr ihre Reise zu Bedeutung und Zukunft der Großwohnsiedlungen der späten 1960er bis zu den 1980er Jahren ganz klassisch mit einer Bestandsaufnahme: In Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern werfen wir zwei exemplarische Blicke in aktuelle Projekte der Landesdenkmalämter, mit denen der Siedlungsbau erforscht wird. Beide Landesdenkmalämter in NRW arbeiten an den entsprechenden Überblickswerken für ihre Gebiete.

Für die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (LWL – Landschaftsverband Westfalen-Lippe) berichtet Dr. Hans Hanke vom Projekt „Erfassung von städtischen Siedlungen 1945-1990“, während Dr. Helmtrud Köhren-Jansen vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR – Landschaftsverband Rheinland) die 2020 erschienenen ersten beiden Bände des rheinischen Siedlungsinventars vorstellen kann. Dr. Jörg Kircher befasst sich bei der Landesdenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern mit den Städtischen Siedlungen und hat erste Ergebnisse mit dem Band „Alles Platte?“ von 2018 vorgelegt. Mit Kommentaren und kritischen Würdigungen melden sich Dorit Baumeister – Architektin, Kunstaktivistin und Baureferentin in Weißwasser – und Prof. Dr. Maren Harnack von der Frankfurt University of Applied Sciences zu Wort. Ihr Zugang zum Thema ist von der Frage der Weiterentwicklung, Inwertsetzung und künftigen Nutzung der Großsiedlungen geprägt.

14. Oktober 2021, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Freiraumgestaltungen in Großwohnsiedlungen

Es wird Grün: Teil zwei der achtteiligen digitalen Veranstaltungsreihe „MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel“ – in Medienpartnerschaft mit moderneREGIONAL – stellt die Freiraumgestaltungen als selbständiges Element der Großwohnsiedlungen in den Fokus. Am 14. Oktober von 16 bis 18 Uhr geht es via Zoom um die Fragen: Welche gestalterischen, sozialen und planerischen Werte gibt es, und warum werden Freiräume heute oft als reine Baulandreserven missverstanden? Liefern nicht gerade sie interessante Antworten auf drängende Fragen, nicht nur angesichts des Klimawandels?

Landschaftsarchitektin Susanne Weisser (Wuppertal) nimmt die im rheinischen Westen fast schon legendäre Großsiedlung Düsseldorf-Garath in den Blick. Die Rostocker Denkmalpfleger Uta Jahnke und Peter Writschan stellen unter dem Titel „Städtebau im Rostocker Nordwesten (1960-1980) und Beispiel(e) visionärer Freiraumgestaltung(en)“ nicht weniger legendäre Pendants aus der DDR vor. Kirsten Angermann, Wiss. Mitarbeiterin an der Bauhaus Universität Weimar, berichtet von der Erfassung für die Berliner Anlage Ernst-Thälmann-Park und über die unterschiedlichen Blickwinkel auf Architektur und Grün. „Je grüner desto besser?“, fragt kritisch Stefanie Rößler, Wiss. Mitarbeiterin am Dresdner Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung. Sie stellt „Potenziale und Grenzen der Freiraumentwicklung für eine sozial-ökologische Transformation von Großwohnsiedlungen“ zur Diskussion.

18. November 2021, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Funktionale Mischungen und Zentren

„Komm‘, wir gehen ins … Einkaufszentrum?“ Wenn man die Großwohnsiedlungen als neue Städte auffasst, musste dort öffentlicher Raum geplant und geschaffen wurde. Teil drei der Reihe „MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel“ widmet sich diesem brennend aktuellen Thema: Ist es gelungen, den in der europäischen Stadt prägenden öffentlichen Raum in den neuen Siedlungen zu reproduzieren? Konnten man das Versprechen einlösen, Begegnungs- und Aufenthaltsräume, soziale Angebote und Konsum zu verbinden? Wie werden Missstände reguliert? Die Beiträge dazu kommen aus historischer, architektonischer und denkmalpflegerischer Sicht, aber auch aus dem Stadtteilmanagement und aus der Sozialraumkoordination.
 
Florian Mayr (Münchener Gesellschaft für Stadterneuerung) stellt die Entwicklungen in Neuperlach dar, hier vor allem die aktuelle Stabilisierung des Zentrums aus Sicht des Stadtteilmanagements. Heinz Tibbe (PLANWERK, Berlin) gibt einen Überblick über drei Berliner Projekte seit den 1990er Jahren: die Marzahner Promenade, die „Helle Mitte Hellersdorf“ und die Siedlung Neu-Hohenschönhausen in Lichtenberg. Jascha Braun (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Brauweiler) vergleicht die Zentren in Berlin-Marzahn und Köln-Chorweiler aus historischer und denkmalpflegerischer Sicht. Benjamin Stieb (Leiter der Sozialraumkoordination im Bürgerzentrum Köln-Chorweiler) berichtet über die sozialen Verhältnisse und Projekte in der dortigen Großwohnsiedlung.

16. Dezember 2021, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Mobilitätskonzepte und -praktiken

Moderiert von Prof. Yasemin Utku und Dr. Gudrun Escher, blickt der vierte Teil der Reihe “MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel” auf Mobilitätskonzepte von damals in Ost und West und diskutiert, wie sie heutigen Ansprüchen angepasst werden könnten. Ausgehend von der Arbeit von Dr. Barbara Schmucki “Der Traum vom Verkehrsfluß” (2001) steigt die Veranstaltung in das Thema ein mit Fokus auf die DDR: Prof. Dr. Steffen de Rudder betrachtet die autogerechte Stadt im Kontext von Großwohnsiedlungen und Luise Rellensmann gibt Einblicke in die jüngste Erforschung von Garagenanlagen. In einem zweiten Block bietet Ulrich Brinkmann aus dem Fundus seiner Postkartensammlung Zeitdokumente zu Mobilitätsthemen in Großwohnsiedlungen in Ost und West. Schließlich berichtet Martin Randelhoff über Konzepte und Umbau von Mobilitätsstrukturen in Großwohnsiedlungen in Westdeutschland.

20. Januar 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Vom Wert des soziopolitischen Anspruchs und andere Imaginationen

Wie keine anderen Stadtquartiere waren die modernen Großsiedlungen und Neubaugebiete in West und Ost mit weitreichenden Ambitionen – und tatsächlichen Erfolgen – verbunden, guten Wohn- und Lebensraum für große Kreise der Bevölkerung zu schaffen. Wie selten in anderen Stadtquartieren folgten hier jedoch auch sozialräumliche Verschiebungen, deren Ursachen vielfältig sind und eines genauen Hinschauens bedürfen. Im Rahmen der Veranstaltung zeichnet Dirk Schubert (HafenCity Universität Hamburg) am Beispiel der Siedlungen Hamburgs die Verknüpfung von städtebaulichen Leitbildern und sozialpolitischen Ambitionen nach. Anschließend erinnert Hilde Strobl (Universität Innsbruck) an das gemeinnützige Gewerkschaftsunternehmen Neue Heimat. Matthias Bernt (IRS Erkner) wendet zuletzt den Blick nach Ostdeutschland. Er schafft damit eine Grundlage, um die Handlungsspielräume für eine (neue) soziale Mischung in den Quartieren zu diskutieren.

10. Februar 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Masse und Klasse der Architektur. Vom Bauen und Erhalten

Bewohnerfeindliche Monotonie und graue Langeweile wird der Architektur der spätmodernen Großwohnsiedlungen gerne vorgeworfen. Ein hohes Maß an Standardisierung und industrieller Fertigungs- und Bauweise scheint unvereinbar mit überzeugender Gestaltung und Flexibilität für individuelle Bedürfnisse und Wohnpräferenzen. Drei Beiträge sollen die Diskussion zum Thema anregen: Jan Schirmer (Landesdenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern) stellt ein Wohnhochhausensemble der WBS 70 in Neubrandenburg vor, welches von 1980 bis 1985 erbaut wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Stefan Rethfeld (freier Architekt und Kurator sowie wissenschaftlicher Referent der LWL-Denkmalpflege Münster) greift das Thema der „Wohnung von morgen“ auf. Bernhard Sterra vom Amt für Kultur und Denkmalschutz in Dresden berichtet letztlich von seinen praktischen Erfahrungen im Umgang mit den Baubeständen der Neubaugebiete.

10. März 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Vom ,Großen Plan‘ und den ,kleinen und großen Veränderungen’

Die siebte Veranstaltung der Online-Reihe berichtet vom umfassenden Denken und der kleinteiligen Realität: Der Bau der spätmodernen Großwohnsiedlungen in Ost- und Westdeutschland folgte großen Plänen – Plänen, die integrativ gedacht und selten vollumfänglich umgesetzt wurden. Neue Maßstäbe wurden gesetzt in Sozial- und Wohnungspolitik, in Ästhetik und Raumgestaltung, Bauchtechnologie und funktionaler Mischung. Christa Beck, Architektin und projektleitende Bauherrenvertreterin der Gesobau AG. Sie wird von der Modernisierung des Märkischen Viertels aus Bauherrensicht berichten. Carsten Hagenau, Geschäftsführer der Projektkommunikation Hagenau, wird als langjähriger Begleiter der Masterplanung für Potsdam-Drewitz das Konzept erläutern. Das dortige Ziel der Klimaneutralität umfasst Maßnahmen wie die von Straßen zu Parks samt Rückbau von PkW-Stellplätzen sowie die Umstellung auf grüne Fernwärme. Detlef Friedewald, Stadtplaner in Halle-Neustadt, wird letztlich vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Erfahrungen im Auf- und Umbau der modernen Neustadt kommentieren, auch in Hinblick auf den Denkmalschutz.

14. April 2022, 16.00 bis 18.00 Uhr:
Ein Blick nach Europa

Mit vier Gästen werfen die Veranstalter*innen einen Blick auf das europäische Erbe des spätmodernen Siedlungsbaus. Sie diskutieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede rund um die Kernfragen der Reihe: Was sind die historischen und gegenwärtigen Werte der Siedlungen und was sind werterhaltende Formen des Umgangs mit ihnen? Gundula Lang und Sabine Weigel berichten von der Terrassenhaussiedlung St. Peter in Graz, Österreich. Das Bundesdenkmalamt stellte die Siedlung unter Schutz und begleitete dies mit einer umfänglichen Informationsbroschüre für die Denkmaleigentümer*innen, welche die wesentlichen Werte des Denkmals erläutert und Möglichkeiten des baulichen Umgangs skizziert. Die Referentinnen umreißen damit die Möglichkeiten und Grenzen denkmalpflegerischer Leitlinien und des Denkmalpflegeplanes als Instrumentarium, moderne Siedlungsstrukturen für die Zukunft zu erhalten und fit zu machen. Roman Hillmann beleuchtet noch einmal eingehend die Wertigkeiten des nachkriegsmodernen Städtebaus in Deutschland. Sein Plädoyer: Wir brauchen einen vielschichtigen Blick auf die Werte der Siedlungen, z. B. eine Differenzierung der oft pauschal genutzten Kategorie der „städtebaulichen Bedeutung“. Neben den Instrumenten der gesetzlichen Denkmalpflege spricht er die Möglichkeiten der Stadtplanung an, zum Beispiel über eine Erhaltungssatzung (§ 172 Baugesetzbuch) wirksam zu werden. Halle-Neustadt und die Geschichte ihrer Veränderung nach 1990 nutzt er für eine Demonstration der Möglichkeiten.

Die Veranstaltungsreihe findet immer online via Zoom statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich: https://rwth.zoom.us/j/99120829780?pwd=NlBKZ2Ji
TUw2d2pFV1ZFYk9ra1lxZz09
, Meeting-ID: 991 2082 9780, Kenncode: 771578.

Flyer als Download

Postkarten aus deutschen Großwohnsiedlungen

Folgen Sie der Fachgruppe Städtebauliche Denkmalpflege in den Urlaub: Ab Anfang Juli 2021 finden Sie hier jede Woche die virtuelle Postkarte eines Mitglieds der Gruppe. Sie möchten selbst grüßen? Dann posten Sie Ihr Foto aus einer deutschen Großwohnsiedlung in den Sozialen Medien mit dem Hashtag #postkartendermoderne.

Dortmund, Großer Hannibal (Bild: Ben Kuhlmann)

Dortmund, “Großer Hannibal” (Bild: Ben Kuhlmann)

Veranstalterin

in Kooperation mit: RWTH Aachen: Carola Neugebauer, Christa Reicher – BTU Cottbus: Nina Gribat – FH Frankfurt am Main: Maren Harnack – Universität Kaiserslautern: Holger Schmidt, Detlef Kurth – Universität Kassel: Uwe Altrock – TH Köln: Yasemin Utku – Bauhaus-Universität Weimar: Hans-Rudolf Meier, Mark Escherich – LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland: Jascha Braun – LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen: Dorothee Boesler, Hans Hanke – Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern: Ramona Dornbusch, Jörg Kirchner – Kompetenzzentrum Großsiedlungen: Nico Grunze – Verband Deutscher Kunsthistoriker: Martin Bredenbeck – Gudrun Escher.

Kontakt und zentrale Organisation: Carola Neugebauer, Juniorprofessur für Sicherung kulturellen Erbes, RWTH Aachen, Templergraben 83, 52056 Aachen.

moderneREGIONAL unterstützt die Veranstaltungsreihe als Medienpartner. (kb, 1.7.21)

Titelmotiv: Duisburg, “Weiße Riesen” (Bild: Ben Kuhlmann)

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