20 Jahre Leerstand haben dem einstigen “Ferienheim für Arbeiter, Beamte und Angestellte von Staat und Gemeinden” (zuletzt Verdi-Heim) in Kochel derart zugesetzt, dass es nun mit höchstem Segen abgerissen werden darf: Der Landesdenkmalrat hat beschlossen, das 1930 nach Plänen des Architekten Emil Freymuth errichtete Gebäude nicht unter Ensembleschutz zu stellen. Das 50-köpfige Gremium, das dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt ist, hat sich damit der Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege angeschlossen, das sich bereits im Jahr 2011 gegen die Aufnahme des Verdi-Heims in die Denkmalliste entschieden hat. So wird der Ende 2021 aus heiterem Himmel begonnene Abriss des Gebäudes wohl umgehend fortgesetzt. Auf dem 1,4 Hektar großen Areal am Ufer des Kochelsees plant eine Straubinger Projektentwicklungsgesellschaft ein Hotel und Ferienwohnungen.

Warum sich der Landesdenkmalrat nun der Meinung des Landesamts für Denkmalpflege angeschlossen hat, begründet der Vorsitzende Thomas Goppel mit dem schlechten Zustand des Gebäudes. Ein Erhalt würde zu einer “Verdoppelung der Baukosten führen”, sagte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung, und das könne man dem Investor nicht zumuten. Zudem wolle man nach der Ablehnung durchs Landesamt für Denkmalpflege nun nicht kommen und alles anders machen. Vor 11 Jahren hätte man aber möglicherweise anders entschieden, doch das Haus sei “einfach zu lange liegen geblieben”. Der Landesdenkmalrat habe das Landesamt für Denkmalpflege nun darum gebeten, künftig zeitnaher eingeschaltet zu werden, denn es sei “bedauerlich, dass das schief gelaufen ist”. Damit ist Kochel am See erneut umstrittener Abriss-Schauplatz: Vor nicht einmal 2 Jahren erhielt die Gemeinde vom Deutschen Kunsthistorikerverband der (Anti-)Preis “Die Goldene Abrissbirne”. Dies fürs Plattmachen des 1927 errichteten Verstärkeramts, ein rares Beispiel der Architektur der Bayerischen Postbauschule. (db, 26.2.22)

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