Wer einmal vier Archivpraktikumswochen lang Aktenblätter aus sich verklebenden 1980er-Jahre-Klarsichthüllen geschält hat, sieht das Material Plastik nicht ohne Skepsis. Aber was heute mit Blick auf die Umwelt in Verruf geraten ist, war für Künstler:innen der Moderne ein verlockender Werkstoff. Er war nicht nur günstig, sondern ermöglichte auch eine schier unendliche Formen- und Farbenvielfalt. Für die gesamte Gesellschaft begann in den 1950er Jahren das sog. Plas­tic Age, das für Fortschritt und Wirtschaftswachstum stand, bis man in den späten 1970er Jahren die ökologischen Schattenseiten aufdeckte.

Unter dem Titel “Plastic World” zeigt die Frankfurter Schirn in eine rumfassenden Themenausstellung Kunstwerke von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute. Zu sehen sind über 100 Werke von rund 50 inter­na­tio­na­len Künst­ler:innen von den Installationen einer Eva Hesse über die architektonischen Visionen eines Hans Hollein bis zu den ironischen räumlichen Inszenierungen eines Gino Marotta. Manche Objekte werden programmatisch noch in der Transportbox präsentiert, denn sie beginnen zunehmend, sich zu zersetzen – damit die ist Plastikkunst inzwischen selbst zur bedrohten Art geworden. Die Ausstellung ist in der Schirn am Frankfurter Römerberg noch bis zum 1. Oktober 2023 zu sehen. (kb, 30.6.23)

Gino Marotta, Eden Artificiale, 1967-1973, Methacrylat, 231 x 200 x 103 cm, Courtesy Archivo Gino Marotta (Foto: © 2021 Marino Colucci, Courtesy Erica Ravenna Gallery, Rome)

Gino Marotta, Eden Artificiale, 1967-1973, Methacrylat, 231 x 200 x 103 cm, Courtesy Archivo Gino Marotta (Foto/Titelmotiv: © 2021 Marino Colucci, Courtesy Erica Ravenna Gallery, Rome)

Christo & Jeanne Claude , Look, um 1965, Zeitungen, Plastik, Schnur, 41 x 31 x 21 cm, © Sammlung Karin und Uwe Hollweg, Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen (Bild: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023)

Christo & Jeanne Claude , Look, um 1965, Zeitungen, Plastik, Schnur, 41 x 31 x 21 cm, © Sammlung Karin und Uwe Hollweg, Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen (Bild: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023)

César, Expansion à la boite d’oeufs, ca. 1970, Plastik und Polyurethanschaum, 19 x 26 x 12 cm, Fondation César, Brüssel (Bild: ©SBJ/VG Bild-Kunst, Bonn 2023)

César, Expansion à la boite d’oeufs, ca. 1970, Plastik und Polyurethanschaum, 19 x 26 x 12 cm, Fondation César, Brüssel (Bild: ©SBJ/VG Bild-Kunst, Bonn 2023)

Hans Hollein, Eben gelandet. Hans Hollein in seinem mobilen Büro, 1969, Video, S/W, Ton, 2:27 Min. (Ausschnitt aus der Fernsehdokumentation „Das österreichische Porträt, Folge 19: Hans Hollein“), Produktion: Telefilm im Auftrag des ORF, © ORF, Courtesy Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg (Bild: © Privatarchiv Hollein)

Hans Hollein, Eben gelandet. Hans Hollein in seinem mobilen Büro, 1969, Video, S/W, Ton, 2:27 Min. (Ausschnitt aus der Fernsehdokumentation „Das österreichische Porträt, Folge 19: Hans Hollein“), Produktion: Telefilm im Auftrag des ORF, © ORF, Courtesy Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg (Bild: © Privatarchiv Hollein)

Peter Cook, Archigram, Instant City, Glamour, 1968-70, verschiedene Materialien, auf festem Karton, 55 x 80 cm, Deutsches Architektur Museum, Frankfurt am Main (Bild: © Peter Cook/Archigram 1968, Images supplied by the Archigram Archives 2022 via Shelley Power Literary Agency Ltd.)

Peter Cook, Archigram, Instant City, Glamour, 1968-70, verschiedene Materialien, auf festem Karton, 55 x 80 cm, Deutsches Architektur Museum, Frankfurt am Main (Bild: © Peter Cook/Archigram 1968, Images supplied by the Archigram Archives 2022 via Shelley Power Literary Agency Ltd.)

Richard Buckminster Fuller, Save our planet – save our cities, 1971, Siebdruck, 63,5 × 69 cm, Museum für Gestaltung Zürich (Bild: ©
Foto: Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK)

Richard Buckminster Fuller, Save our planet – save our cities, 1971, Siebdruck, 63,5 × 69 cm, Museum für Gestaltung Zürich (Bild: ©
Foto: Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK)

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