Wo die Ostmoderne in die Altstädte einzog, war sie nicht immer willkommen. Vielerorts hatte man die historischen Häuser über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben worden – teils der Not geschuldet, teils als Vorboten einer sozialistischen Umgestaltung durchaus beabsichtigt. Unter dem Titel „Stadtwende“ präsentiert noch bis zum 13. Februar 2022 eine Sonderausstellung im Frey-Haus in der Stadt Brandenburg die damaligen Gegenbewegungen. Denn in den 1980er Jahren taten sich vielerorts Gleichgesinnte zusammen, oft aus dem universitären und/oder kirchlichen Umfeld, die sich für die Baugeschichte ihrer Städte interessierten und engagierten. Auch eine kleine Hausbesetzer:innenszene konnte sich in manchen der Altbauten etablieren. Vor diesem Hintergrund forscht ein Kooperationsprojekt der Technischen Universität Kaiserslautern mit der Bauhaus Universität in Weimar, dem Leibniz Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner und der Universität in Kassel zu diesem Thema in den 1980er und 1990er Jahren. 

Manche der ehrgeizigen Planungen, die Altstädte zu modernen Zentren umzuformen, wurde ausgeführt, andere scheiterten an den beginnenden Widerständen und nicht zuletzt an den Umbrüchen der deutschen Einheit. Zugleich lässt sich an diesen Konzepten der Wandel von der systematisierten Großtafelbauweise der 1960er und 1970er Jahre hin zu maßstäblicheren Konzepten der Altstadtplatte der Postmoderne beobachten. Erste Ergebnisse des Projekts „Stadtwende“ sind bereits online zu sehen, anderes ist in die Ausstellung eingeflossen, die in den kommenden Monaten weiter wandern soll. Noch suchen die Forscher:innen nach Zeitzeug:innen, die ihre Geschichten und Erinnerungsstücke, ihre Fotos, Zeitungsartikel und Hausakten mit anderen teilen wollen. (kb, 5.2.22)

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