mit Fotografien von Lennart Riepe
Eine Hochzeit soll hier schon gefeiert worden sein, im Hörsaal im Erdgeschoss der Universitätsbibliothek (UB) Dortmund. Denn genau dort waren sich die beiden Studierenden beim Lernen näher gekommen. Die Entwürfe für den 1976 fertiggestellten Bau stammen von Albin Hennig und Dieter Dietrich, unter Mitarbeit von Gerhard Fritz und Uwe Sörensen. Für die markanten Zacken im Dachabschluss werden die verschiedensten Vergleiche von Krone bis Burg gewählt – vielleicht war es auch einfach der architektonische Verweis auf die Konkurrenzuniversität Bochum mit einem ähnlich geformten Audimax.
In Dortmund grummelt es aktuell bei den Studierenden, denn die UB ist seit August geschlossen. Seitdem wird der Bau ausgeräumt, der Abriss soll im Frühjahr 2024 beginnen. Am selben Standort ist ein Neubau nach Entwürfen von Max Dudler geplant. Der studentische Protest richtet sich vor allem gegen die kürzeren Öffnungszeiten der Ersatzarbeitsplätze, die von der TU zur Verfügung gestellt werden. Doch auch gegen den geplanten Abriss an sich regt sich Widerstand. Im Zeichen der Ressourcenschonung sei das wenig weitsichtig – da helfe auch das Versprechen nicht, dass ein Register die Wiederverwendung von Materialien erleichtern soll. Immerhin habe der Bestandsbau einen kultur- und architekturhistorischer Wert: Der skulpturale Baukörper, der von den Dachzacken bis zu den schlanken Rundstützen von allen Seiten ein attraktives Bild abgibt. Die feuerwehrroten Bibliotheksregale, gefertigt aus Thyssenstahl, die zeichenhaft den ganzen Bau tragen. Nicht zu vergessen die kommunikative Atmosphäre, bei der man sich näher kommen kann. (kb, 3.12.23)
Dortmund, Universitätsbibliothek (Bilder: Lennart Riepe)