Weiter geht es mit der Online-Veranstaltungsreihe „MODERNE Strukturen und Ideen im Wandel“ der Fachgruppe Städtebauliche Denkmalpflege – in Medienpartnerscbaft mit moderneREGIONAL. Am 10. Februar 2022 heißt es im sechsten Teil „Masse und Klasse der Architektur. Vom Bauen und Erhalten“. Bewohnerfeindliche Monotonie und graue Langeweile wird der Architektur der spätmodernen Großwohnsiedlungen gerne vorgeworfen. Ein hohes Maß an Standardisierung und industrieller Fertigungs- und Bauweise scheint unvereinbar mit überzeugender Gestaltung und Flexibilität für individuelle Bedürfnisse und Wohnpräferenzen. Um die Frage, ob die Masse die Klasse in der Architektur überwiegt zu beantworten, richtet sich der Blick sowohl auf die Planungs- und Entstehungsgeschichte derartiger Siedlungsarchitekturen, als auch auf die aktuellen Fragen des Umgangs mit ihnen. Wie wollen und können wir sie bewahren? Welche Qualitäten und Werte sind in der Architektur eingeschrieben und welche gilt es zu entwickeln?
Drei Beiträge sollen die Diskussion zum Thema anregen: Jan Schirmer (Landesdenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern) stellt ein Wohnhochhausensemble der WBS 70 in Neubrandenburg vor, welches von 1980 bis 1985 erbaut wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Er berichtet von der Entwicklung der denkmalpflegerischen und damit werteorientierten Zielstellung zur Instandsetzung des Ensembles. Stefan Rethfeld (freier Architekt und Kurator sowie wissenschaftlicher Referent der LWL-Denkmalpflege Münster) greift das Thema der „Wohnung von morgen“ auf. Er fragt nach der Flexibilität im Kleinen und Großen, welche in der Wohnbauarchitektur der 1960 bis 1980er Jahre oftmals explizit angelegt war, was daraus heute geworden ist und wo in der Architektur die nutzerbezogenen Werte liegen. Bernhard Sterra vom Amt für Kultur und Denkmalschutz in Dresden berichtet letztlich von seinen praktischen Erfahrungen im Umgang mit den Baubeständen der Neubaugebiete. Nur sehr wenige Gebäude stehen hier unter hoheitlichem Schutz, keines davon Wohnarchitektur. Eine werteorientierte Bestands- und Gebietsentwicklung liegt hier also in den Händen vieler (lokaler) Akteure. Welche Werte bzw. Klasse sehen sie in der Masse? Termin der Zoom-Veranstaltung ist der 10. Februar von 16 bis 18 Uhr. (db, 7.2.22)