Der Architekt, Bauingenieur und Künstler Hans-Walter Müller hat die aufblasbare Architektur zwar nicht erfunden, er hat ihr aber fast sein ganzes Leben verschrieben und dabei ein erstaunliches Œuvre geschaffen. Seit über 50 Jahren setzt er sich mit einwandigen pneumatischen Strukturen auseinander und realisiert Tragluftvolumen für so unterschiedliche Nutzungen wie Ausstellungen, Festivals, Theater- und Konzertaufführungen – aber auch für ein temporäres Einkaufszentrum oder eine zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge. 1935 in Worms geboren, studierte er an der Technischen Hochschule Darmstadt und ab 1961 an der École des Beaux-Arts in Paris. Hier fand der Visionär und leidenschaftliche Zauberer in der Bewegung der kinetischen Kunst seine künstlerische Heimat. Ausgehend von Experimenten mit Diaprojektionen erfand er 1963 mit der „Genèse 63“ seine erste kinetische Maschine für motorenbetriebene Licht- und Bild-Projektionen.

Ab Mitte der 1960er widmete sich Müller schließlich dem Thema der von Luft getragenen Architektur und entwickelte Volumen in immer größeren Dimensionen. Mit einer nicht einmal 40 kg schweren aufblasbaren Kirche erzielte er 1969 erstmals überregionale Bekanntheit. Es folgten Aufträge aus der Kunst- und Theaterszene, später auch von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Seit 1971 lebt der Ingenieur nahe Paris und arbeitet an seinen „Gonflables“, erfindet neuartige Befestigungssysteme, tüftelt an Lösungen für den Luftaustausch oder die Druckverluste an Türen und erwarb sich ein technisches Knowhow, das weltweit einmalig ist. Nun widmet sich eine Ausstellung dem Pionier der Luft-Architektur. Die Schau “Hans-Walter Müller: Ich habe die Schwerkraft schon verlassen” läuft bis 18. Juni im aut (Tiroler Architekturzentrum im Adambräu in Innsbruck) und bietet mit Fotografien, Filmen und Objekten sowie einem eigens für die Räume entwickelten Volumen mit Ton und Projektion einen Einblick in das Schaffen Müllers. Zeitgleich erscheint eine Publikation von Robert Stürzl, die erstmals auf Deutsch einen detaillierten Blick auf das Lebenswerk des Architekten bietet. Und noch ein Tipp: Am 7. April 2022, erscheint eine BauNetzWOCHE zu Hans-Walter Müller.

Paris, Hans-Walter Müller 2001 (Bild: H.W. Müller, Marie-France Vesperini)

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