Dem baukulturellen Erbe der DDR hat es in den vergangenen Jahrzehnten oftmals an Wertschätzung gefehlt und etliche Werke wurden zerstört, überformt oder es droht ihnen noch heute der Verfall. Die Wüstenrot Stiftung hat deshalb das Programm „Baubezogene Kunst in der DDR“ ins Leben gerufen. Zu den herausragenden Beispielen dieser Gattung zählen die Wandmosaiken von Josep Renau (1907-1982) in Erfurt und Halle/Saale. Renau war 1958 aus dem mexikanischen Exil in die DDR gekommen und hatte sich nach grafischen Arbeiten für das DDR-Fernsehen der Idee der Wandbildmalerei gewidmet. Für das Bildungszentrum der ab 1964 entstandenen Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt übertrug man ihm die Aufgabe zur bildkünstlerischen Gestaltung. Vorgesehen waren zwei vertikale Wandbilder für ein elfgeschossiges Lehrlingswohnheim. Von den weiteren Vorschlägen Renaus für das Bildungszentrum wurde eine horizontale Wandgestaltung an der Mensa realisiert. Diese ist um 1998 wegen irreparabler Schäden am Gebäude abgebaut worden und wohl nicht erhalten.

Die jeweils 7 Meter breiten und 37 Meter hohen Wandmosaiken tragen die Titel „Der Mensch – Beherrscher der Naturkräfte“ (südliches Treppenhaus) und „Einheit der Arbeiterklasse und Gründung der DDR“  (nördliches Treppenhaus). Sie bestehen aus jeweils mehr als 10.000 Boizenburger Fliesen. Das südliche Mosaik ist bereits 2005 durch die Stadt Halle restauriert worden, das nördliche hatte in den vergangenen Jahren zunächst eine Notsicherung erfahren. 2021 erfolgten Voruntersuchungen für die Restaurierung in diesem Jahr: Nach der kompletten Einrüstung wurde das Ausmaß der Schäden erst deutlich. Besonders der das Gebäude überragende Teil des Mosaiks zeigte erhebliche Mängel. Die Wüstenrot Stiftung organisiert und koordiniert nun die Restaurierung, für die Gesamtkosten von etwa einer Million Euro veranschlagt sind. 200.000 Euro übernimmt die Stadt Halle/Saale.

Die Arbeiten erfolgen durch die „Gustav van Treeck – Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei“ und den leitenden Restaurator des Projektes Mirko Finzsch, die bei einem Medientermin über den aktuellen Stand der Arbeiten berichtet haben und ausgewählte Details vor Ort erläuterten. Je nach Schadensbild erfolgen Fugensanierungen, Hinterspritzen lockerer Fliesen mit flüssigem Mörtel und die Ausbesserung von Abplatzungen. Am Bauwerk verbliebene Gerüstanker mussten entfernt werden. Etwa 500 Fliesen in den besonders geschädigten Bereichen unterhalb des Daches werden in den nächsten Wochen neu angefertigt. Eine gründliche Reinigung und die Oberflächenversiegelung werden den Abschluss der Arbeiten bilden, die bis zum Beginn der kalten Jahreszeit beendet sein sollen.

Wolfram Friedrich (15.7.2022)

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