Die Zukunft des 1934/35 errichteten Genthiner Wasserturms ist ungewiss – trotz Denkmalschutz. Nachdem vor zwei Monaten ein Sanierungsstopp wegen unvorhergesehener Schäden an der Beton-Tragkonstruktion verhängt werden musste, hat es zahlreiche Untersuchungen gegeben. Ursache der nach Sandstrahlarbeiten sichtbaren Mängel kann eine frühere Sanierung 1959/60er gewesen sein. Die Stadt steht nun vor Mehrkosten, der ursprüngliche Finanzrahmen ist aber ausgeschöpft. Bauamtsleiterin Dagmar Turian hat auf Anfrage des lokalen Onlineportals Meetingpoint Jerichower Land mitgeteilt, dass die Untersuchungsergebnisse aktuell bewertet würden. Für eine Fortsetzung der Sanierung seien zusätzliche Arbeiten nötig, neben dem Mehraufwand bei der Betonsanierung müsse wohl auch die Statik ertüchtigt werden. Hierzu würden derzeit statische Berechnungen durchgeführt. Wenn deren Ergebnisse feststehen, lassen sich der Mehraufwand bilanzieren. Der zusätzliche Bedarf wurde bereits für die Haushaltsplanung 2023 aufgelistet – die Ausschüsse müssen sich nun mit dem Thema befassen.

Der Stadtrat muss nun entscheiden, wie viel Aufwand noch in die Sanierung gesteckt werden soll und wie das weitere Vorgehen aussieht. Für die Entscheidung “müssen aber auch alle Alternativen ins Auge gefasst werden”, erklärt die Bauamtsleiterin. Sogar der Abriss des Wasserturms sei eine Alternative. Zur Stadtratssitzung im Dezember soll nach aktuellem Stand eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit dem Wahrzeichen der Stadt Genthin weitergeht. Der in der NS-Zeit gebaute Turm sollte einst auch ideologischen Zwecken dienen. Seine sichtbaren Betonpfeiler waren mit acht 3,20 Meter großen Figuren verziert, die aus der Werkstatt des in Kaiserslautern geborenen Bildhauers Bernhard Schmitt (1902–1950) stammen. Vier Figuren stellten einen Soldaten, ein Mitglied des Reichsarbeitsdienstes sowie je einen Angehörigen der SS und der SA dar. Diese Figuren und eine für Sonnenwendfeiern auf der Aussichtsplattform befindliche Schale wurden nach 1945 entfernt. Die ideologisch unbelasteten übrigen vier Figuren – Arbeiter, Frau, Landmann und Ingenieur – sind hingegen bis heute erhalten. Die Nutzung als Wasserturm endete 1995, seither dient das Gebäude touristischen Zwecken. (db, 10.11.22)

Genthin, Wasserturm (Bild: Olaf Meister, CC BY-SA 3.0)

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