„1967 begann unsere Gegenwart“, so der furiose Eröffnungssatz zur großen Postmoderne-Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle. Und es gehört mit zum Charme dieser Epoche, nicht immer alles erklären zu müssen (Vorschläge nimmt die Redaktion entgegen). Doch immerhin, der Endpunkt des aufgespannten Zeitraums, den die Kurator:innen mit hochkarätigen Exponaten aus Kunst, Baukunst und Design bestücken, wird argumentativ unterlegt. 1992 nahm nicht nur das Museum selbst seinen Anfang, sondern erschien auch das Buch „Das Ende der Geschichte“ des US-amerikanischen Politikwissenschaftlers Francis Fukuyama. Dazwischen ist alles möglich, weil alles infrage gestellt wurde. Kunst durfte Spaß machen, Architekt:innen entwarfen Geschirr, die Neuen Medien waren wirklich noch neu und an die Stelle des Kalten Kriegs trat die Suche nach dem eigenen Selbst.
Konsequenterweise hat die Schau nicht ein, sondern gleich neun Plakate mit je eigenen Motiven und Sinnsprüchen – von „Form Follows Fiction“ über „Die Welt wird weird“ und „Zurück in die Zukunft“ bis zu „großen Zeit der Subkulturen“. Inszeniert wurde die Ausstellung (in chronologischer Reihenfolge) von zwei gedienten Protagonisten der Ära, vom Architekten Nigel Coates und vom Grafikdesigner Neville Brody. Stolz gibt die Bundeskunsthalle noch die Information dazu, dass einige Künstler:innen wie Jenny Holzer oder Jean-Paul Goude ihre Arbeiten extra neu arrangiert haben. Denn, dieses Fragezeichen erlaubt man sich am Ende dann doch, eigentlich ist die große Zeit der Postmoderne noch nicht vorbei. Die Ausstellung „Alles auf einmal: Die Postmoderne, 1967–1992“ ist noch bis zum 28. Januar 2024 in der Bundeskunsthalle Bonn (Museumsmeile Bonn, Helmut-Kohl-Allee 4, 53113 Bonn) zu sehen. (kb, 2.10.23)