Der klassische VW-Bus mit luftgekühltem Heckmotor ist zum Hipster-Oldtimer gereift. Bevor sich dieser Kult (samt überdrehtem Marktwert) entwickelte, war er vor allem Nutzfahrzeug. Doch nicht nur Händler, Handwerker und Kleinspediteure waren mit den oft charmant in die Jahre gekommenen Knatterbüchsen unterwegs. Sie dienten auch Bands und Künstlern als Transporter – und dann gab es natürlich noch die Wohnmobilisten. In jener unglamourösen VW-Bus-Ära der 1980er Jahre war der Kölner Fotograf Boris Becker (*1961) unterwegs, um in deutschen Städten eine Serie alter Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu fotografieren. Hier hatten viele Kleinunternehmer, Musiker und Künstler Räume angemietet, ihre Autos standen oft davor. Und so sind die bis 1989 entstandenen, schwarzweißen Bunkerbilder anfangs mehr, später wohl weniger zufällig auch eine Parade verschiedenster VW-Busse geworden.
Nach Sichten seines Archivs hat Becker, 1984-90 in Düsseldorf Meisterschüler bei Bernhard Becher, 2022 eine Auswahl der Bilder zusammengestellt. Sie ist unter dem Titel „Bunker und Bullis“ als Fotobuch im Sprungturm-Verlag erschienen. Es bietet einen aktualisierten Blick nicht nur auf die Weltkriegs-Relikte in unter anderem Kassel, Dortmund und Saarbrücken. Damals waren die Autos, auch wenn sie oft bewusst ins Bild einbezogen sind, alltägliches Mittel zum Zweck. Im Mittelpunkt stand die Architektur mit den Spuren ihrer Nutzer. Fast 40 Jahre später sind die Bullis so historisch wie die Bunker selbst, das Dargestellte ist im Auge der heutigen Betrachter:innen neu gewichtet. „Bunker und Bullis“, 56 Seiten mit 35 Abbildungen, 21 x 15 cm ISBN: 978-3-9819022-0-4, 14,50 Euro. (db, 26.3.24)