Er porträtierte die Altstadt von Greifswald, als sie im Schwinden begriffen war: Der Fotograf Robert Conrad, geboren 1962 in Quedlinburg, wuchs ab 1964 in Greifswald auf. Hier griff er in den 1980er Jahren zur Kamera, um die Häuser und Straßenzüge zu dokumentieren, die von Verfall und Abriss bedroht waren. Zwar hatte die Hansestadt den Zweiten Weltkrieg unzerstört überstanden, doch in den folgenden Jahrzehnten vernachlässigte man sie zugunsten der Neubaugebiete auf der grünen Wiese. In den 1980er Jahren wurde schließlich ihre Rekonstruktion vorangetrieben: Neben die Sanierung einzelner Bauten traten größtenteils der Abriss und der Ersatz durch die Altstadtplatte. Inmitten dieser Umbrüche gehörte Conrad zu den Kulturenthusiast:innen, die Hausforschung betrieben und abseits der staatlichen Programme – teils in der Evangelischen Studentengemeinde – ihre eigenen Veranstaltungen organisierten. Darunter auch Dia-Abende mit eben jenen Aufnahmen der eigenen Quartiere.

1987 zog Robert Conrad nach Ost-Berlin und dokumentierte auch hier die bröckelnden Häuserfassaden und – heimlich – die Mauer. In den 1990er Jahren nahm er ein Studium der Kunstgeschichte und Architektur auf, arbeitete als Fotograf und Bauhistoriker für Landesdenkmalämter, Architekturbüros, Buchverlage und Museen. Gerade für seine dokumentarischen Fotoserien der DDR- und Wendezeit wurde er national und international geschätzt. Seine Arbeiten wurden u. a. im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main, im Pommerschen Landesmuseum Greifswald, im Deutschen Historischen Museum Berlin und im Museum der bildenden Künste Leipzig ausgestellt. Robert Conrad verstarb am 9. oder 10. Mai im Alter von 60 Jahren. (kb, 14.5.23)

Robert Conrad, Berlin Stardarder Straße/Lychener Straße, 1992 (Bild: Robert Conrad)

Robert Conrad, Berlin, Stardarder Straße/Lychener Straße, 1992 (Bild: Robert Conrad)

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