Über die Facebook-Gruppe zum moderneREGIONAL-Projekt “Best of 90s” erreichte uns gerade die traurige Nachricht, dass der Karlsruher Architekt Heinz Mohl im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Sein Name wurde uns in der Recherche zur Architektur der 1990er Jahre von kundigen Karlsruher:innen genannt, mit eben jenem Augenaufschlag, der klarstellt: “Wenn ihr den nicht zu schätzen wisst, dann ist euch nicht zu helfen!” Recht hatten sie – geboren 1931 in Hechingen, ging Heinz Mohl für das Architekturstudium an die Technische Hochschule Karlsruhe. Zu seinen prominentesten Lehrern zählten dort Egon Eiermann und Otto Haupt. Beim Letzteren war er am Lehrstuhl als Assistent tätig. In der Folge wechselte Mohl immer wieder zwischen Hochschule und öffentlichem Dienst. Bis Mitte der 1960er Jahre arbeitete er für die staatliche Bauverwaltung, zuletzt als Regierungsbaumeister, um 1967 als Assistent von Werner Dierschke an die TH zurückzukehren und bis zum stellvertretenden Leiter des Lehrstuhls für Gebäudelehre und Entwerfen aufzusteigen. 1974 zog es ihn schließlich an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er bis 1996 als Professor für Architektur und Design wirkte.

Für Heinz Mohl wählt man in der Fachliteratur gerne der Vergleich mit den Stadtbaumeistern Heinrich Hübsch (1795-1863) und Friedrich Weinbrenner (1766-1826). Was sie teilen, ist die Vorliebe für das Spiel mit historischen Formen und die Prägekraft, die sie in Karlsruhe entfaltet haben. Nach ersten bemerkenswerten Wohnbauten erlebte Mohl seinen Durchbruch in Freiburg: Für das dortige Kaufhaus Schneider (1975) wurde er mit dem Deutschen Architekturpreis geehrt. In den 1980er Jahren konnte er in Karlsruhe zahlreiche Neubauprojekte im historischen Umfeld verwirklichen – darunter die Heinrich-Hübsch-Schule (1985), ausgezeichnet mit dem Hugo-Häring-Preis. Das hier gefundene Gestaltungsprinzip, eine geometrische Großform durch postmoderne Versatzstücke aufzubrechen, wiederholte er in einer ruhigeren Gangart in seinem Spätwerk, so etwa beim Karlsruher Rechenzentrum der L-Bank (1992). Doch im Herzen war der Wahl-Karlsruher eigentlich Italiener: Schon in den späten 1950er Jahren hatte ihn ein Stipendium nach Florenz geführt – und 1987/89 wohnte er als Ehrengast in der Villa Massimo in Rom. Zeitweise verlegte er seinen zweiten Lebensmittelpunkt neben Karlsruhe nach Caviano in der italienischen Schweiz. Entsprechend finden sich in den Mohl’schen Bauten viele Verweise vor allem auf die italienischen Renaissance mit ihren klassischen Fassadenordnungen und kantigen Dacherkern. Dass er diesen Elementen zuletzt die postmoderne Verspieltheit zu nehmen wusste, verleiht dem Spätwerk einen besonderen baukünstlerischen Charakter. (kb, 16.11.23)

Karlsruhe, Rechenzentrum der L-Bank (Bild: Karin Berkemann, 2021)

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