Im Zug der Implosion des Benko-Imperiums stehen deutschlandweit etliche Kaufhof-Warenhäuser zur Disposition. Es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Jahren eine Warenhaus-Abrisswelle ansteht, und in der Tat sind nicht alle Gebäude der Kette Inkunabeln. Für eines sieht die Zukunft freilich besser aus: Der Kaufhof am Neumarkt in Wuppertal-Elberfeld, in Teilen ohnehin seit 1994 unter Schutz, wurde vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) erneut begutachtet. Es hat nun auch für die Parkhaus-Auffahrt und den Erweiterungsbau aus den 1950er Jahren Denkmalschutz bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Wuppertal beantragt. Einer Neunutzung des Ensembles steht dieser kaum im Wege, denn im Inneren ist der Kaufhof ein multipel gestaltbarer Skelettbau – hinter der Fassade des Altbaus ist etwa schon 1961 ein Parkhaus untergebracht worden.
Der Ursprungsbau in Elberfeld stammt von 1912 und war nach Plänen von Wilhelm Kreis für das Warenhaus Leonard Tietz errichtet worden. Die jüdische Familie Tietz wurde 1933/1934 enteignet, es entstand die Westdeutsche Kaufhof AG. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau in den Wirtschaftswunderjahren erweitert: Hermann Wunderlich (1899-1981), Schöpfer der frühen Kaufhof-CI mit der ikonischen Fassadengestaltung in Silber und Grün, plante ab 1958 die Modernisierung, sein Mitarbeiter Reinhold Klüser schuf die Spindel als Auffahrt ins Parkhaus. “Mit der Fassade in den Firmenfarben war Kaufhof einer der frühesten Vertreter von ,corporate design‘ in der westdeutschen Wirtschafts- und Designgeschichte überhaupt!“, so Dr. Martin Bredenbeck vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, der das Gutachten zum Denkmalwert verfasst hat. Der Kaufhof in Elberfeld sei mit seinen beiden Zeitschichten und der silber-grünen Fassade „ein echter Evergreen und hat im Sinne einer nachhaltigen Baukultur großes Potenzial für die Nachnutzung“. (db, 30.5.24)
Wuppertal-Elberfeld, Kaufhof (Bild: Martin Bredenbeck, LVR-ADR)
