Es scheinen andere, optimistischere Zeiten gewesen zu sein, als man mit einer Kette von Menschen und einigen blauen Ballons mit weißen Tauben glaubte, die Welt verändern zu können. Zumindest die Aufrüstung sollte aufhören, so die Forderung der Friedensbewegten (die Zahlenangaben schwanken zwischen Tausenden und Hunderttausenden), die am 22. Oktober 1983 zwischen Neu-Ulm und Stuttgart-Vaihingen gegen die Stationierung von Pershing II-Atomraketen demonstrierten. Zeitzeug:innen beschreiben die Stimmung während der Aktion, an der Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet teilnahmen, wie eine Art Volksfest. Ein direkter politischer Erfolg war der Menschenkette nicht vergönnt, denn der Bundestag entschied sich zugunsten der Stationierung. Aber heute gilt die Menschenkette, die lückenlos über eine Entfernung von mehr als 100 Kilometern geschlossen werden konnte, als eine international beachtete Initialzündung der deutschen Friedensbewegung.
Diesem erinnerungswürdigen Ereignis hat das Stadtarchiv Neu-Ulm nun ein eigenes Buch gewidmet. Unter dem Titel “Die lange Kette” stellt die Journalistin Beate Storz bislang nicht veröffentliche Archivdokumente vor. Damit entwirft sie ein umfassendes Bild, wie diese zuvor beispiellose Protestaktion geplant und umgesetzt wurde – neben den vertretenen Inhalten handelte es sich auch um eine bemerkenswerte logistische Leistung. Auch Zeitzeug:innen kommen zu Wort. Vorgestellt wird das Buch am 30. Oktober 2023 um 11 Uhr in der Friedenskirche im Wiley (John-F.-Kennedy-Straße 6, 89231 Neu-Ulm) statt. Im Anschluss ist das Buch u. a. im Stadtarchiv oder im Museumsshop des Edwin Schwarff Museums zu kaufen – oder direkt unter stadtarchiv@neu-ulm.de (zzgl. Versandkosten). (kb, 24.10.23)
Menschenkette zwischen Neu-Ulm und Stuttgart zum Protest gegen die Stationierung von Pershing II-Atomraketen am 22. Oktober 1983 (Bild: youtube-Still)