Von Weitem denkt man eher an stylishe Büros, doch tatsächlich sind die sachlichen Flachbauten im Schweizerischen Baldegg nordwestlich von Zürich ein Kloster. Entworfen wurden sie von Marcel Breuer, ausgeführt von Beat Jordi, der 1966-69 in New York Mitarbeiter bei Breuer war. Nun feiern die Bauten, ein Mix aus Natursteinwänden und Betonformteilen, Jubiläum: Am 4. November 1972, vor ziemlich genau 50 Jahren, ist das neue Kloster Baldegg eingeweiht worden. Eigentlich hatte der Schweizer Hanns Anton Brütsch den Wettbewerb für das Gebäude gewonnen, die Ordensgemeinschaft als Bauherrin war jedoch mit der Zusammenarbeit unzufrieden, sodass sie auf Rat des damaligen Luzerner Kantonsbaumeisters an Breuer herantrat. Dessen daraufhin entstandenes Ensemble sehen die Nutzer:innen noch heute als Glücksfall und “ideales Kloster”.
Die Ordensgemeinschaft arbeitet nun mit der Hochschule Luzern im Rahmen der Plattform Sakrallandschaft Zentralschweiz an einer Zukunftsstrategie und an einem Buch zum Bauwerk. In Zusammenarbeit mit der HSLU soll die Baugeschichte aufgearbeitet und in einer Publikation einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden – denn von der Popularität von Le Corbusiers Kloster La Tourette ist Marcel Breuers Kloster Baldegg in der Tat weit entfernt. Die Beschäftigung mit dem baulichen Erbe und dessen zukünftigen Potentialen ist Teil eines von der Ordensgemeinschaft selbst angestrebten Transformationsprozess, der sich mit der Schrumpfung der Kirchenlandschaft und auch mit dem Schrumpfen des Ordens beschäftigt. So soll der runde Geburtstag nicht nur der Rückschau sondern bald auch dem Ausblick in die Zukunft dienen. “Ziel des Prozesses ist es, in der Tradition der Baldegger Schwestern Formen der Gemeinschaft, des Umgangs mit der Natur, der Bildung und der Spiritualität aufzugreifen, die notwendig sind, um in Zeiten des Wandels einen Raum zu schaffen, wo die Zukunft gedacht und erarbeitet werden kann”, heißt es auf der Homepage von Kloster Baldegg. (db, 14.11.22)
Baldegg, Kloster Baldegg (Bild: Ninetwiler, CC BY-SA 2.5 ch)