Gute Nachrichten aus der Hauptstadt: Weitere 13 Berliner U-Bahnstationen der Nachkriegsmoderne stehen, so weist es die jüngst online aktualisierte Denkmalliste aus, unter Schutz – damit sind es jetzt insgesamt 22 Untergrundbahnhöfe. Das Beste daran, (fast) alle freuen sich darüber, allen voran sicher das Landesdenkmalamt Berlin und die „Initiative Kerberos“. Und eine mit vielen Akteuren breit aufgestellte Ausstellung mit Tagung (bzw. eine Tagung mit Ausstellung) ist auch schon in der Röhre.
„Einzigartiges Erbe“
Berlin, U-Bahnhof “Fehrbelliner Platz” (Bild: Verena Pfeiffer-Kloss, 2014)
Aber der Reihe nach: Im August 2018 hat die Berliner Kulturverwaltung nochmal ein gutes Dutzend U-Bahnhöfe der Nachkriegsmoderne in die Denkmalliste eingetragen. Bereits 2016 trommelte die „Initiative Kerberos“ für die Baukunst im Berliner Untergrund – und warnte vor dessen Zerstörung durch Sanierungsmaßnahmen. In einem offenen Brief wandten sich die Architekturhistoriker und Stadtplaner Verena Pfeiffer-Kloss, Frank Schmitz und Ralf Liptau gemeinsam mit den Architekturgeschichtsprofessoren aller vier Berliner Universitäten an die Öffentlichkeit. „Nicht nur unsachgemäß, sondern geradezu lieblos“, nennt Schmitz rückblickend den damaligen Umgang mit der Moderne. Liptau betont die Bedeutung der U-Bahnstationen als „einzigartiges baukulturelles Erbe“, fielen sie doch angesichts der damaligen deutsch-deutschen Teilung programmatisch opulent aus.
Im Verlauf des Jahres 2016 kamen dann zunächst die nachkriegsmodernen U-Bahnhöfe „Fehrbelliner Platz“ (Rainer G. Rümmler) und „Schloßstraße“ (Ralf Schüler/Ursulina Schüler-Witte) unter Schutz. Das Landesdenkmalamt beauftragte „Kerberos“ mit der Begutachtung der übrigen Stationen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Daraufhin folgten 2017 sieben postmoderne Stationen der 1980er Jahre in Spandau auf die Denkmalliste. Mit den aktuell 22 geschützten nachkriegsmodernen U-Bahnstationen sieht Pfeiffer-Kloss „jetzt den Westberliner U-Bahnbau von der frühen Nachkriegszeit bis in die späten 1980er Jahre“ abgebildet.
Berlin als Vorreiter
Berlin, U-Bahnhof „Schloßstraße“ (Bild: Kerberos)
Mit dieser vernetzten Unterschutzstellung nachkriegsmoderner U-Bahnhöfe ist Berlin deutschlandweiter Vorreiter. Inzwischen haben die Denkmalämter im Rheinland und in München mit einer vergleichbaren Begutachtung begonnen. Für das Frühjahr 2019 ist die Tagung „Underground Architecture Revisited“ in Planung: Das Landesdenkmalamt Berlin, die Berlinische Galerie und die Initiative Kerberos wollen damit die Möglichkeiten der denkmalgerechten Sanierung von U-Bahnstationen in ganz Europa ausloten. Begleitet wird die Tagung von einer Ausstellung zum Berliner U-Bahnbau der Nachkriegsmoderne in der Berlinischen Galerie – eine Aktion, die moderneREGIONAL mit Überzeugung als Medienpartner begleiten wird. (db/kb, 11.11.18)
Frisch unter Denkmalschutz
Berlin, U-Bahnstation „Richard-Wagner-Platz“ (Bild: Benjamin Janecke, CC BY SA 3.0, 2010)
Die meisten dieser Bahnhöfe entstanden nach Plänen des Berliner Baubeamten Rainer G. Rümmler. In den 1960er Jahren verewigten sich dessen Vorgänger Bruno Grimmek bzw. der damalige Senatsbaudirektor Werner Düttmann im Untergrund.
- U-Bahnhof Parchimer Allee (Werner Düttmann, 1960-63, Eröffnung 1963)
- U-Bahnhof Alt-Tempelhof (Bruno Grimmek, 1961-62, Eröffnung 1966)
- U-Bahnhof Westphalweg (Rainer G. Rümmler, 1963-64, Eröffnung 1966)
- U-Bahnhof Alt-Mariendorf (Rümmler, 1962-64, Eröffnung 1966)
- U-Bahnhof Möckernbrücke (U7) (Rümmler, 1962-65, Eröffnung 1966)
- U-Bahnhof Zwickauer Damm (Rümmler, 1967-69, Eröffnung 1970)
- U-Bahnhof Kleistpark (Rümmler, 1967-69, Eröffnung 1971)
- U-Bahnhof Eisenacher Straße (Rümmler, 1968-70, Eröffnung 1971)
- U-Bahnhof Nauener Platz (Rümmler, 1969-1975; Eröffnung 1976)
- U-Bahnhof Konstanzer Straße (Rümmler, 1969-73, Eröffnung 1978)
- U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz (Rümmler, 1973-78, Eröffnung 1978)
- U-Bahnhof Jungfernheide (Rümmler, 1974-77, Eröffnung 1980)
- U-Bahnhof Mierendorffplatz (Rümmler, 1974-77, Eröffnung 1980)
Berlin, U-Bahnhof „Nauener Platz“ (Bild: Gunnar Klack, CC BY SA 2.0, via flickr, 2018)