Zuschlag im zweiten Anlauf: Bei einer Auktion vor wenigen Wochen preislich unerreichbar, konnte das Stadtmuseum Dresden nun doch die Bleiglasfenster aus dem einstigen VEB Herrenmoden von Höchstbieter erwerben und für Dresden erhalten. Die Vorgeschichte: Im April wurden das Museum durch das Netzwerk ostmodern.org über die bevorstehende Schließung des Privatmuseums „Welt der DDR“ informiert. Auf Nachfrage wurde beschieden, dass alle Objekte ausnahmslos versteigert werden sollen. Dem Museum ging es vorrangig um einen Raumteiler von Lüder Baier aus der Tanzbar „Mazurka“ in der Prager Straße, die Tafel „Klub der Intelligenz“ aus dem Lingner Schloß sowie die Bleiglasfenster aus dem VEB Herrenmode an der Bärensteiner Straße in Striesen. 2017 wurde ein Teil dieses Gebäudes abgerissen, das Glasbild aber aufgrund seines kunsthistorischen Werts bewahrt. Über das städtische Denkmalamt und das Stadtarchiv, das die Fenster aus Platzgründen nicht einlagern konnte, gelangten sie in die frisch eröffnete „Welt der DDR“ des Unternehmers Peter Simmel. Damals war nicht absehbar, dass die Ausstellung nur sechs Jahre später schon wieder aufgelöst werden würde.

Bei der Auktion sah das Stadtmuseum angesichts hoher Gebote keine Möglichkeit, die Wunschobjekte zu erwerben. Zwei Objekte gingen an private Käufer, die Schrifttafel gar nach Los Angeles ins “Wende Museum“. Unmittelbar nach der Versteigerung der 70.000 (!) Objekte des Privatmuseums kam jedoch der Käufer der Bleifenster mit dem Hausmeister ins Gespräch und erfuhr vom Interesse des Stadtmuseums. Während er sich noch überlegte, wie er denn die Fenster überhaupt zerstörungsfrei transportieren soll, reifte der Entschluss, sie womöglich doch dem Museum zu überlassen. Einen Tag später nahm er Kontakt auf, und die Rettung wiúrde konkret. Der Blog des Stadtmuseum zitiert den Ersteigerer, der anonym bleiben möchte, über seine Motivation wie folgt: “Vielleicht ist es ein bisschen so wie das kleine Kind, das das Spielzeug unbedingt haben will: Es findet es ganz toll, hat aber keine Ahnung, wie es funktioniert. (…) Ich bin ein Kind der DDR, ich habe sie als Kind miterlebt. Für mich ist das halt auch Geschichte, die eigene Geschichte. Und ich wollte nicht, dass es irgendjemand kriegt, der es dann ins Ausland mitnimmt, oder wo die Kinder achtlos davor spielen. Das wollte ich nicht. (…) Und darum ist es mir jetzt so wichtig, dass es ins Museum, dass es in eine Ausstellung kommt.” Wann das Bild in Dresden wieder zu sehen sein wird, ist noch nicht klar, aber seit 13. Juli ist es vorerst sicher und gut eingelagert. (db, 30.7.23)

Dresden, Bleiglasfenster VEB Herrenmode 2016 am Ursprungsort (Bild: Marco Dziallas)

Dresden, Bleiglasfenster VEB Herrenmode (Bild: Marco Dziallas)

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