Während sich Potsdam über Wochen hinweg fieberhaft auf den Start des neuen privaten Museums “Das Minsk” im ehemaligen Terrassenrestaurant vorbereitet hat, verdient eine zweite Veranstaltung unter Ostmodernist:innen nicht weniger Beachtung: Am 6. Oktober 2022 wird um 17 Uhr wird die Ausstellung “Gastmoderne” eröffnet. Im Mittelpunkt stehen die beiden ostmodernen Restaurants “Minsk” und “Potsdam”, die in den 1970er Jahren in der jeweils anderen Stadt errichtet wurden. Auch in den Innenräumen setzte man auf politisch gewollte Völkerverständigung: Potsdamer Künstler:innen richteten in Minsk 1971 das Restaurant “Potsdam” ein – und 1977 eröffnete in Potsdam das “Minsk” mit einer belarussischen Ausstattung. Beide Bauten etablierten sich in den 1970er und 1980er Jahren als städtebauliche Marken und beliebte Treffpunkte.
Mit dem Ende der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung brach nicht nur der einstige ideologische Hintergrund weg. In der Folge verschwand auch die Inneneinrichtung des “Potsdam”, in den 2000ern stand das Terrassenrestaurant “Minsk” leer. Für Letzteres wurde der Abriss durch hartnäckige bürgerschaftliche Protesten glücklich verhindert, in diesem Jahr konnte so der ostmoderne Bau als Kunstgalerie wiedereröffnet werden. Vor diesem Hintergrund startete 2020 ein zweiteiliges Ausstellungsprojekt, das die Geschichte der beiden Cafés in den Blick nahm. Doch als man die Schau im Oktober 2020 im belarussischen Minsk eröffnete, wurden einige der dortigen Ausstellungsmacher:innen verhaftet. Nun steht die Partnerausstellung “Gastmoderne” in Potsdam an – und sie versteht sich selbst als offene Plattform für Akteur:innen beider Länder. Gezeigt werden Originalobjekte der mittlerweile verschwundenen Interieurs, Zeichnungen, Pläne, historische Fotos, Archivmaterial und Arbeiten zeitgenössischer Künstler:innen. Im Anschluss an die Vernissage ist die Ausstellung zu sehen bis zum 27. Oktober im Potsdamer Rechenzentrum (Dortustraße 46, 14467 Potsdam). (kb, 5.10.22)
Potsdam, Terrassenrestaurant “Minsk”, Ausstattungsdetail der Bar (Bildquelle: Privatarchiv Wladimir Stelmaschonok)