Böhms kann man gar nicht genug haben, das gilt immer öfter auch für die Denkmalschutzämter. Nun wurde auch das Rheinberger Stadthaus vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) „positiv auf seinen Denkmalwert hin untersucht“, so die offizielle Sprachregelung. Damit ist offiziell, das sich schon im Juli diesen Jahres angekündigt hatte: Der Antrag auf Denkmalschutz liegt jetzt auf dem Schreibtisch der Kommune. Anlass für die wertschätzende Auseinandersetzung mit dem Bauwerk war der 100. Geburtstag seines Entwerfers Gottfried Böhm. Ein zweiter Geburtstag kam hinzu, denn 2021 jährte sich die Einweihung des Stadthauses zum 40. Mal. Am Ende stand der 1981 eingeweihte Bau mit Raum für rund 1000 Besucher:innen – mit einer teils historisierenden Fassade und einem Saal, der auf zwei Etagen satte 32 Balkonlogen in schönster postmoderner Manier inszeniert.
Schon 1964 hatte Gottfried Böhm detaillierte Pläne für die Erweiterung des gotischen Rathauses von Rheinberg erstellt. Vor Ort fand dieses Vorhaben jedoch ebenso wenig Zustimmung wieder Gedanke, eine neue Stadthalle im Stadtpark zu errichtet. Erst elf Jahre später wurde das Projekt wieder aktuell, nun als Kombination dieser beiden Funktion. Am Ende konnte Böhm sowohl die Politik als auch die Bevölkerung von seinem Entwurf eines Stadthauses überzeugen, das zugleich eine Neuordnung der Innenstadt einleiten sollte. Martin Bredenbeck, wissenschaftlicher Referent beim LVR-ADR und Denkmalgutachter für das Stadthaus, zeigt sich heute beeindruckt von der bleibenden Strahlkraft des Böhm-Baus: „Spürbar ist bis heute der Stolz der Bürgerschaft auf ihr Stadthaus, das seine Doppelfunktion heute wie zur Erbauungszeit vor fast einem halben Jahrhundert erfüllt und seitdem unvermindert Gäste von außerhalb anzieht“. (kb, 6.10.22)