Kehl-Sundheim erhielt 1955 eine eigene evangelische Predigtstätte, die Martin-Luther-Kirche. Die reduziert ausgebildete Saalkirche mit Glockenturm zeigte sich im Stil einer noch traditionell aufgefassten Nachkriegsmoderne. Aus finanziellen Gründen sah sich die örtliche Gemeinde im Sommer 2019 gezwungen, sich von ihrem Gottesdienstraum zu verabschieden. Mit der Entwidmung wurde der Bau zugleich verkauft, und im direkten Anschluss stellte sich der neue Eigentümer Karlheinz Falk vor. Er hatte sich per Vertrag verpflichtet, die Bausubstanz von Kirche und Gemeindehaus für 20 Jahre zu erhalten – dazu zählten auch die künstlerisch gestalteten Fenster und die Altarwand.
Die Pläne von Falk sahen 2019 vor, die ehemalige Martin-Luther-Kirche in ein Gesundheitszentrum zu verwandeln. Für das Areal plante er eine funktionale Abstufung: eine Wohnerschließung im ehemaligen Pfarrhaus, gewerbliche Aspekte im ehemaligen Gemeindehaus und in der Kirche vor allem die Aspekte Kultur- und Begegnung. 2021 konnte Falk sein Vorhaben unter dem Namen “Village Kehl” fertigstellen, das Yoga-Zentrum auf dem Areal übernahm seine Tochter. Wie angekündigt bündelte man im ehemaligen Gemeindehaus Angebote rund um Yoga, Kosmetik, Fitness und Psychologie. Das Kirchenschiff, dessen Fassade zum Platz hin durch große Glasflächen geöffnet wurde, nimmt heute einen genossenschaftlichen Unverpacktladen auf. Im angeschlossenen Café sollen die Fenster und das Altarwandmosaik erfahrbar bleiben. Um den Turm windet sich nun außen spiralförmig ein offener Gang empor. Die beiden dortigen Gästezimmer, die sich jeweils über zwei Geschosse erstrecken, kann man buchen unter den vielversprechenden Namen “Himmelleicht” und “Erdenglück”. (kb, 5.9.22)
Kehl-Sundheim, Martin-Luther-Kirche nach der Umgestaltung zum Gesundheits- und Begegnungszentrum (BIld: booking.com)