Eigentlich sind Unterschutzstellungen für Denkmalfreund:innen ein glückliches Ereignis. Zum Zweifeln kommt man aber, wenn der Denkmalschutz erst greift, wenn große Teile des umstrittenen Objekts bereits abgerissen sind. So geschehen in Kaiserslautern. Nach einem von Wissenschaft, Politik und Bürgerschaft angeführten Kampf für den Erhalt des dortigen Gebäudekomplexes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wurde 2021 begonnen, selbigen abzureißen. Dafür verantwortlich gemacht wurde maßgeblich Klaus Weichel, Oberbürgermeister und in Personalunion Präsident des DRK. Selbst als der Stadtrat mit übergroßer Mehrheit ein Aussetzen der Abrissarbeiten forderte, zeigte sich der Oberbürgermeister-Präsident unbeeindruckt, die Abrissarbeiten gingen zunächst weiter. Argument: Man habe ja nicht gewusst, um welches Gebäude es sich hier handelt.

Denn dass das Ensemble aus Sanitätskolonne und Feuerwache durchaus erhaltenswürdig ist, dürfte offensichtlich sein: Entworfen wurden beide vom Stadtbauamtmann Hermann Hussong, dessen Einfluss auf das Stadtbild von Kaiserslautern unbestritten und durch zahlreiche eingetragene Denkmale auch ausführlich belegt ist. Der erste Gebäudeteil, die bereits vollständig abgerissene Sanitätskolonne, wurde 1912 als Frühwerk Hussongs im Heimatstil errichtet und wies eine aufwändige Fassadengliederung in Sandstein auf. Der markante Dachreiter mit einem aufgemalten Roten Kreuz war weithin sichtbar. Der verbliebene Gebäudeteil kam 1926/27 hinzu, hier griff Hussong schon unverkennbar auf die Prinzipien des Neuen Bauens zurück. Für diesen Teil (Schlauchturm, Wohngebäude, Übungshalle) wurde nun von Amts wegen der Denkmalwert festgestellt. (fs, 3.2.22)

Kaiserslautern, Sanitätskolonne (Bild: SWR, Video-Still)

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